1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
- Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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hornigen Kamm. Von allen Thieren der
Erde erhebt er sich am höchsten in die
Lust, so hoch, daß er, selbst vom Hochge-
birge aus gesehen, dem Auge nur wie ein
Punkt erscheint. Aber wie hoch er sich
auch erhebt, so sieht man doch niemals
einen Flügelschlag. Selbst wenn er aus-
wärts stiegt, scheint er die Flügel nicht zu
regen, sonders nur anders zu stellen. In
schiefer Richtung steigt er dann eben so
ruhig und gleichmäßig empor, wie ein Pa-
pierdrache.
19. Der Adler.
Obgleich dem Strauße und Kondor an Größe und Stärke nach-
stehend, wird der Adler, namentlich der Goldadler doch der König
der Vögel genannt, und zwar mit Recht;
denn kein Vogel kommt ihm an könig-
licher, stolzer Körperhaltung, keiner an
majestätischem Fluge gleich. Mit ein-
gezogenem Halse und ausgebreitetem
Schwänze schwebt er in schönen Kreisen
und stolzen Windungen immer höher und
höher, bis er dem Auge als kleiner, schwar-
zer Punkt in den Wolken verschwindet.
Stundenlang schwimmt er mit ausgespann-
ten Schwingen in dieser unermeßlichen
Höhe. Plötzlich schießt er schnell wie ein
Pfeil hernieder, ergreift mit seinen scharfen
Krallen die Beute und trägt sie ohne
Anstrengung meilenweit durch die Luft
nach seiner Felsenburg.
Es giebt mehrere Arten von Adlern. Der edelste von allen ist
der Königsadler. Sein Gewand ist von schwarzbrauner Farbe,
mit einem Goldglanz übergössen, weshalb er auch Goldadler heißt.
Das Gefieder bedeckt den ganzen Körper, sogar die Beine; nur die
gelben Zehen sind nackt. Der mächtige hornblaue Schnabel ist wie
bei allen Raubvögeln stark gekrümmt, zum Aufreißen der Beute und
zum Zerschmettern ihres Schädels geschickt. Gehör und Gesicht sind
äußerst scharf; aus unglaublicher Ferne nimmt der Adler selbst kleinere
Thiere wahr. Die Länge des Königsadlers beträgt 4 Fuß (N/z Meter),
die Breite bei ausgespannten Flügeln 9 Fuß (3 Meter), doch ist das
Weibchen stets größer und gewöhnlich auch schöner, als das Männchen.
Er kommt am meisten im südlichen Europa und ''m Norden von Afrika
vor und soll dort über 100 Jahr alt werden.