1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
- Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wiesen und in Erbsenfelder schleicht. Er thut dies aber nur bei feuchter
Witterung und in warmen Sommernächten, wenn es thauet. Der merkwürdige
Kletterfisch in Ostindien jedoch kriecht oft weit auf dem Sande fort und
geht zuweilen mehrere Tage aus dem Wasser. Mittels der Stacheln an seinem
Kopfe und seinen Flossen klettert er an Palmbäumen und andern Bäumen
hinan, wo er die Gewürme in dem Wasser aufsucht, das zwischen den Palm-
blättern sich sammelt. Im Meere giebt es sogar Fische, welche aus dem Master
gehen und in der Luft fliegen können. Die Floßfedern an der Brust dieser
Thiere sind sehr lang und mit einer weiten Haut überzogen. Mit ausgespannten
Eloßfedern kann dieser Fisch eine Zeit lang in der Luft schweben; sobald die
aut trocknet, fällt er jedoch in's Wasser zurück. Er geht aber nur aus dem
Wasser, wenn ihn ein Raubfisch verfolgt, und er ihm nicht anders entrinnen
kann. Da giebt es oft eine seltsame Fischjagd in der Luft, besonders wenn der
Raubfisch ebenfalls fliegen kann.
Die meisten Fische, namentlich die des Meeres, nähren sich von andern
Thieren. Würmer, Muscheln, Krebse oder noch kleinere Thiere sind ihre Speise.
Aber nur diejenigen heißen Raubfische, welche ihres Gleichen, oder gar Thiere
höherer Ordnung angreifen und verzehren. Einer der raubsüchtigsten Gesellen
in den deutschen Gewässern ist der Hecht mit seiner plattgedrückten Schnauze
und den nadelspitzen Zähnen seines Rachens. Man sieht ihm schon an, welcher
Verfolger der kleinen und wehrlosen Fischchen er sein mag. Allein seine wüthende
Gefräßigkeit treibt ihn auch gegen die großen Arten. Er fällt Karpfen an,
noch einmal so schwer, als er selbst, und wie ein Wolf einen Wald, so kann
ein starker Hecht einen Fischteich ganz leeren.
Nicht minder gefährliche Raubfische in den Flüssen, welche unmittelbar in
das Meer münden, sind die Lachse. Zur Laichzeit, im Mai, ziehen sie schaaren-
weise aus der Nordsee in den Rhein, die Weser und Elbe hinauf, um ihre Eier
abzusetzen. Dabei setzen sie mit vieler Geschicklichkeit über Mühlwehren und
kleine Wasserfälle. Sie legen sich nämlich aus die Seite, rollen ihren Körper
zusammen, daß die Schwanzflosse in's Maul kommt, und lasten ihn plötzlich
wieder in seine natürliche Lage zurückschnellen. Den Lachsen wird von den
Fischern sehr nachgestellt, denn ihr köstliches Fleisch wird unter dem Namen
Salm sehr theuer bezahlt. Der Lachs im Kleinen ist die bunte Forelle, welche
in Gebirgsbächen mit frischem, klarem Master lebt und von kundigen Leuten
sogar mit den Händen gefangen wird.
, Die Vermehrung der Fische erfolgt durch Eier, welche man Rogen oder
Laich nennt. Das Weibchen heißt Rogener und das Männchen Milchner.
Flußfische steigen stromaufwärts, wenn sie laichen wollen; Seefische nähern sich
in unermeßlichen Schaaren dem Ufer, oder ziehen aus den kalten Meeren in
mildere Gegenden, um dem Laich mehr Sonnenschein und Luftwärme zu ver-
schaffen, oder schwimmen auch die Flüsse hinauf, um dort zu laichen, wie z. B.
der Lachs und der Stör. An der Menge der Eier übertreffen die Fische alle
anderen Thiere. In einem einzigen Häring hat man 60,000, in einem Karpfen
sogar über 200,000 Eier gezählt, oder vielmehr gewogen. Nur der kleinste Theil
derselben kommt jedoch zur Entwickelung. Es gehen sehr viele durch Stürme
und Ueberschwemmungen verloren; auch stellen ihnen Raubfische und Waster-
vögel nach. Nach Flügge u. a.
36. Der Smmenkäfer.
Man nennt diesen niedlichen Käfer, insbesondere den bekanntesten unter
ihnen, den Siebenpunkt, auch Marienkäfer, Muhkühchen, Herrgottskälbchen
u. s. w. Sie thun nirgends Schaden, stiften dagegen viel Nutzen, indem ihre
sehr beweglichen Larven auf allen Pflanzen hcrumklettern und einzig von Blatt-
läusen leben. Die Käfer nähren sich von derselben Speise, nehmen aber weit
weniger zu sich. Man sieht sie fast allenthalben herumkriechen, zuweilen auch
fliegen und findet sie selbst mitten im Winter in Häusern, wo sie entweder in