1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
- Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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desselben abfallen, nimmt man zum Räucherpulver. Sie sind es haupt-
sächlich, die den angenehmen Duft verbreiten, wenn man es auf den
heißen Ofen streut.
Soll ich nun erzählen, wie die Tanne selbst, wenn sie das Beil
des Holzhauers dahinstreckt, ihr Holz giebt zu Haus und Möbeln,
und um die Stube uns zu heizen und die Speise gar zu kochen?
Wir sehen schon genugsam, daß sie viel Arbeit vom lieben Gott erhielt,
und daß sie dieselbe treu erfüllt. Sie zeigt sich als ein fleißiges,
folgsames Kind des großen Vaters, d'rum ist sie auch ein Liebling
aller Kinder, besonders wenn sie zur Weihnachtszeit vom Chriftkindlein
aus dem beschneiten Walde fortgeschickt wird zur warmen Stube, um
auf ihren Zweigen Aepfel und Rüste und viele Lichtlein zu tragen als
Belohnung für gute Kinder. Wagner.
50. Der Kaffee.
Kaum haben wir uns des
Morgens vom Lager erhaben, so
duftet uns auch schon der lieb-
liche Geruch des Kaffees entgegen.
Fast in keiner Haushaltung fehlt
dieser erquickende Trank, und
gern sammelt sich Jung und Alt
um die freundliche Kanne. In
der Mitte des vorigen Jahrhun-
derts freilich und auch noch später
war der Kaffee bei uns noch sehr
wenig im Gebrauch. Wer da-
mals am frühen Morgen etwas
Warmes genießen wollte, griff
zur Mehl- oder Biersuppe. Frie-
drich der Große wollte noch nicht,
daß jedermann in seinem Lande
Kaffee trinken sollte, zumal da
„Se. Majestät", wie es in der
Verordnung hieß, „höchstselbst in
Ihrer Jugendzeit mit Biersuppe
auferzogen worden." Vor stark
300 Jahren kannte noch kein
Mensch in Europa den Kaffee,
und jetzt beträgt der jährliche
Verbrauch desselben über 300
Mill. Pfund. Kaffeepflanze.
Der Gebrauch des Kaffeetrinkens ist vom Morgenlande zu uns herüber-
gekommen. Zu Anfang des 16. Jahrhunderts kannte man den Trank schon
in Mekka. Dort wurde er indeß mehrmals verboten, weil man ihn für giftig
hielt, und solche Verbote kamen auch in andern Ländern vor; doch hat er
schließlich den Sieg davon getragen. Im Jahre 1554 wurde das erste Kaffee-
haus in Europa, nämlich in Constantinopel, errichtet. Bei den Muha-
medanern war das Kaffeetrinken bald allgemeine Sitte. Sicher wird in keinem
Lande Europas so viel Kaffee getrunken, wie in der Türkei. Bei jedem Besuch
wird eine Taffe gereicht, es mag Tageszeit sein, welche es will. Nirgends sieht
man dieses Getränk mit so viel Wohlbehagen schlürfen, als dort. Niemand