1877 -
Ruhrort
: Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
- Autor: Schüler, C., Ricken, W. M.
- Auflagennummer (WdK): 28
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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m's Wasser, als Kork? 6. Warum sinken Schiffe in Flußwasser tiefer ein
als in Meerwasser? 7. Warum steigt das Wasser in einem Gefäße, wenn
man 1 Pfd. Zinn hineinlegt, höher, als wenn man 1 Pfd. Blei hineinsenkt?
8. Warum schwimmt das Eis auf dem Wasser? 9. Wie viel ragt von einer
schwimmenden Eisscholle über dem Wasser empor? Wie viel vom Kork?
Von der Luft.
97. Die atmosphärische Luft.
Ohne Luft ist kein Leben möglich. Weder Mensch noch Thier kann sie
entbehren. Ohne Luft kann kein Saatkorn keimen, keine Pflanze wachsen. Wohl
deshalb ist sie überall auf Erden in reicher Fülle vorhanden. Sie hat das
Bestreben, alle leeren Räume auszufüllen; darum dringt sie in die Poren aller
Körper ein; sie findet sich in unserm Leibe, im Holz, im Stein, im Wasser rc.
Sie umgiebt unsern Erdball wie ein großes Meer. Dieses Luftmeer heißt
Dunstkreis oder Atmosphäre. Es soll 10 Meilen hoch hinaufreichen. Die
Luft ist höchst durchsichtig, so daß man für gewöhnlich nicht im Stande ist,
sie mit den Augen wahrzunehmen. Indeß kann man sich von ihrem Dasein
leicht überzeugen, wenn man mit der Hand rasch hin- und herfährt;«man fühlt
dann ihren Widerstand.
98. Die Bestandtheile der atmosphärischen Luft.
Die Lust, welche wir einathmen, ist kein einfacher, unzerlegbarer Körper,
sondern besteht hauptsächlich aus einer Mischung von 2 verschiedenen Luftarten
oder Gasen, nämlich aus Stickstoff und Sauerstoff*). Ersterer beträgt
etwa 4a und letzterer 1/s der Luftmenge. Außerdem sind noch in geringer Menge
vorhanden: Wasserdampf, Kohlensäure und einige andere Luftarten.
Der Stickstoff läßt sich vom Sauerstoff der Luft trennen. Beide sind geruch-,
färb- und geschmacklos, wie die Luft. Bringt man in eine mit Stickstoff gefüllte
Flasche ein brennendes Schwefelholz, so erlischt es sofort; bringt man ein Thier
hinein, so erstickt es, daher der Name Stickstoff.
Warum besteht denn unsere Luft zum bei weitem größten Theil aus einem
Gase, in dem weder Mensch noch Thier athmen, noch das Feuer brennen kann?
Die Antwort ergiebt sich leicht, sobald man die Natur des andern Mischtheils
der Luft, des Sauerstoffs, kennt.
Eine Flasche mit Sauerstoff hat zwar dasselbe Aussehen, wie eine mit Stick-
stoff oder gewöhnlicher Luft gefüllte Flasche; steckt man aber eine glimmende
Kohle hinein, so erglüht dieselbe in lebhaftem Lichte. Ein Stück glimmenden
Zündschwamms, an einem Eisendraht hineingehalten, verbrennt ralch, ja selbst der
Draht verbrennt mit Heller Flamme, unter großer Hitze und lebhaftem Funken-
sprühen. Der Sauerstoff selbst brennt nicht, wie z. B. der Wasserstoff, er be-
fördert nur das Verbrennen und zwar selbst solcher Körper, die in freier Luft
unverbrennlich sind. Bringen wir in die Flasche ein Thier (Vogel oder Maus),
so athmet dasselbe anfangs viel leichter, als in gewöhnlicher Luft; derblutum--
lauf wird rascher; bald aber geräth es in fieberhafte Aufregung und stirbt im
Uebermaß der Anstrengung seiner Lebensthätigkeit.
Jetzt begreifen wir, warum dem Sauerstoff so viel Stickstoff beigemischt ist.
Bestände unsere Luft nur aus Sauerstoff, so würden wir zwar leichter athmen,
aber unsere Lebenskraft würde sich rasch verzehren, und ein baldiger Tod wäre
die Folge. Ein entzündetes Feuer würde mit unwiderstehlicher Gewalt um sich
*) Diese sind einfache Grundstoffe oder Elemente. Früher nannte man Luft, Erde,
Wasser und Feuer „Elemente"; jetzt dagegen bezeichnet man mit diesem Namen alle einfachen Ur-
vder Grundstoffe, die sich nicht in verschiedene Bestandtheile zersetzen lassen. Man kennt etwa
450 solcher Elemente und theilt sie in Metalle (Gold, Eisen, Silber rc.) und Nichtmetalls (Sauerstoff,
Stickstoff, Wasserstoff, Kohle, Schwefel rc.) ein.