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1. Lesebuch für Volksschulen - S. 418

1877 - Ruhrort : Selbstverl. W. Ricken und C. Schüler
418 Strömungen wandert die Lust stets unten an der Erde von beiden Polen nach dem Aequator hin, während hoch oben die erwärmte Luft von dem Aequator nach den Polen hinfließt. Man sagt daher mit Recht, die Luft cirkulirt fortwährend unten von den Polen nach dem Aequator und obenhoch in derluft von dem Aequator nach den Polen. Manchem wird im Leben schon ähnliches vorgekommen sein. Wenn im Winter ein starker Rauch im Zimmer ist, so öffnet man das Fenster, und da wird schon jeder die Bemerkung gemacht haben, daß oben zum Fenster der Rauch hinausströmt auf die Straße, unten aber zurückschlägt in das Zimmer. Das rührt daher, daß oben zum Fenster die warme Stubenlust hinausströmt und den Rauch mit sich nimmt, unten am Fenster strömt dafür kalte Luft herein und drängt den Rauch, der unten ist, zurück in die Stube. — Bei solcher Ge- legenheit kann aber der aufmerksame Beobachter sehen, wie zwei Luftströmungen oben und unten gerade entgegengesetzt sich bewegen, während sie in der Mitte sich verdrängen und eine Art Wirbel bilden, was man an der Bewegung des Rauches ebenfalls recht gut merken kann. Die Luft, die fortwährend von der heißen Zone aufsteigend nach den Polen der Erde fließt und von den kalten Zonen nach der heißen hin cirkulirt, ist die Grundquelle des Windes, der die Wärme fortwährend vertheilt, denn die kalte Luft, die von den Polen heranströmt, kühlt die heißen Gegenden, die warme Luft, die von dem Aequator nach den kalten Gegenden hinabfließt, erwärmt diese um etwas. So kommt es denn, daß es oft in kalten Gegenden nicht so kalt ist, wie es eigentlich sein würde, wenn die Luft nicht cirkulirte, und daß regelmäßig in heißen Gegenden die Hitze den Grad nicht erreicht, den sie haben würde, wenn die Luft unbeweglich über der Erde wäre. Hieraus also sehen wir die Grundursache des Windes. Allein das wäre immer nur ein Wind nach bestimmter und einer und derselben Richtung. Käme da nicht etwas anderes hinzu, so gäbe es eigentlich nur zwei Arten von Wind, einen Wind über die Erdoberfläche, der vom Pol zum Aequator zieht, also bei uns der Nordwind, und einen zweiten Wind, der oben in der Luft vom Aequator nach dem Ppl geht, also bei uns der Südwind. Es tritt aber hierbei noch etwas hinzu, was diesen Zustand wesentlich ver- ändert. Die Erde nämlich dreht sich in 24 Stunden um ihre Axe von Westen nach Osten, und die Luft macht diese Bewegung mit. Da aber bei solcher Um- drehung diejenigen Theile, die dem Aequator näher liegen, sich mit weit größerer Geschwindigkeit bewegen müssen, als die, welche dem Pole nahe sind, so läßt sich bei einigem Nachdenken leicht einsehen, und ist auch bewiesen, daß die Luft, die unten von dem Pol nach dem Aequator zuströmt, fortwährend über den Erdboden vorschreitet, der sich schneller nach Osten hinbewegt, als sie. Es muß also den Anschein haben, als käme sie der Erde gleichsam entgegen von Osten her, gerade so wie uns der Wind auf dem schnell fahrenden Dampfwagenzuge entgegen strömt. Hierdurch entstehen die Winde, die man Passatwinde nennt, und die für die Schifffahrt so außerordentlich wichtig sind. Es ist dies der Wind, der auf unserer Halbkugel zwischen dem Wendekreise des Krebses und dem Aequator, in der unteren Luftschicht von Nordosten kommt, während er in der oberen Luftschicht südwestlich ist. Auf der andern Halbkugel dagegen ist der Passat zwischen dem Wendekreise des Steinbocks und dem Aequator in der unteren Luftschicht südöstlich, während er in der oberen nordwestlich weht. Daß aber in unsern Gegenden der Wind aus allen Himmelsgegenden wehen kann, hat seine besonderen Gründe, die nicht so leicht zu begreifen sind. Der Südwind ist bei uns meistens warm, weil er über heißere Gegenden hinwegstreicht, und dadurch die Luft etwas erwärmt wird. Der Nord-, Nordost- und Ostwind führen uns meistens kalte Lust zu, weil sie über kalte Gegenden
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