1888 -
Berlin
: Reimer
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp, Pischon, Friedrich August
- Auflagennummer (WdK): 226
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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!!. Erzählungen
er geweckt würde, oder von selbst erwachte. Aber Franz be-
folgte diese Ermahnungen nur sehr wenig, und blieb bei seiner
üblen Gewohnheit. In seinem vierzehnten Jahre kam er zu
einem Bäkkcr Ln die Lehre. Dieser verlangte von ihm, daß er
des Abends bis gegen lo Uhr wachen, und allerlei Geschaffte
besorgen, auch im Sommer und Winter früh um 5 Uhr wieder
aufsteheri sollte. Aber dies war dem verwöhnten Franz un-
möglich. Da er nun nicht mehr früh zu Bette gehen durste,
so schlief er beständig bei der Arbeit, ja zuweilen sogar ste-
hend ein. Einige Male fiel er um, und zerschlug sich den Kops.
Sein Lehrherr bestrafte ihn oft wegen seiner Trägheit, aber es
hals nichts. Franz konnte sich das viele Schlafen nicht abge-
wöhnen. Nach Verlaus eines Monats schickte ihn sein Le^r-
herr wieder nach Hause, mit der Versicherung, daß er ihn un-
möglich behalten könne, weil er gänzlich unbrauchbar sei.
Franz wurde auch niemals ein thätiger und ganz brauchbarer
Arbeiter. So schwer ist cs, eine üble Gewohnheit abzulegen.
4. Die kleinen Diebe.
Clausens Kinder hatten bemerkt, daß in dem Garten des
Nachbars Ehrmann zwei Birnbäume standen, welche herrliche
Früchte trugen. Sie kamen auf den Gedanken, über den
Zaun zu steigen, und sich einige Birnen zu holen. Was war
das für ein Gedanke? Der Nachbar merkte endlich, daß er
bestohlen wurde, und versteckte sich eines Tages, als es dunkel
wurde, im Garten, um den Dieb zu ertappen. Es dauerte
auch nichklange, so sah er Klausens Kinder über den Zaun
steigen. Scheu und ängstlich sahen sie sich um, und als üe
keinen Menschen im Garten erblickten, liefen sie eilig nack
den Birnbäumen hin. Eben wollten sie mit ihrer Beute da-
von gehen, als der Herr des Gartens hervorkam, und ihnen
in den Weg trat. Wie beschänrt und erschrokken standen nun
die kleinen Diebe da; wie flehend baten sie Ehrmann, daß er
ihnen doch die schlechte Handlung vergeben, und sie nicht bei
ihrem Vater verklagen möchte! Ehrmann ließ sich erbitten,
weil sie ihm versprachen, daß sie nimmermehr wieder Etwas
wegnehmen wollten. Aber die bösen Kinder hielten nicht
Wort, denn nach einigen Wochen fand Ehrinann eines Mor-
gens alle seine reifen Weintrauben abgerissen. Nun ging er
zu seinem Nachbar, und bat ihn, seine Kinder wegen ihrer wie-
derholten Dieberei zu strafen. Aber diese leugneten hart-
näckig, daß sie Obst gestohlen hätten, und der Vater glaubte