Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Der Deutsche Kinderfreund - S. 58

1888 - Berlin : Reimer
56 Iï. Erzählungen Heu, was sie von Esswaaren und Getränken sah. Sie war deshalb oft von ihren Vieltem bestraft worden, weil Näscherei nicht nur sehr unanständig ist, sondern weil sie auch Ursache wird, daß man überhaupt seine Begierden nicht mäßigen und beherrschen lernt. Friederike ließ sich durch keine Strafe abhalten, wenn ihr die Lust ankam, zu naschen. Die Gartenthüre musste um ihrentwillen beständig verschlossen sein, so lange Obst im Garten war; denn sie pflückte Alles, was sie erreichen konllte, sogar unreif, ab, biß die Aepfel und Birnen an, und warf sie weg, wenn sie noch hart waren. So verdarb sie säst eben so viel Obst, wenn sie ein Mal in den Garten kam, wie das Ungeziefer. Gar zu gern schlich sie sich in die Milchkammer, wo sie die Sahne mit den Fingern aus den Milchgefäßen nahm. Anfangs glaubte man, daß die Katze diese Näscherinn wäre, und schaffte sie ab; aber bald entdeckte sichö, daß Frie- derike den Schlüssel zur Milchkammer sehr gut zu finden wusste. Es war also nicht zu verwundern, daß die Aeltern gar kein Zutrauen mehr zu ihr hatten, und Alles vor ihr verschlossen, wie vor einem Diebe. Einige Mal war sie sogar über den Wein gerathen, welchen der Nater für Freunde in einem Essschranke stehen hatte, und war davon berauscht und tödtlich krank geworden. Eines Tages war sie in der Stube allein, und solche Zeiten pflegte sie gern zu ihren Näschereien zu benutzen. Sie sah sich um, ob irgend ein Schrank offen stände oder ob Schlüssel da wären; endlich bemerkte sie oben aus bcm Schranke ein Näpfchen. Sogleich machte sie Anstalt, zu sehen, ob Etwas für sie zu naschen darin wäre. Sie setzte einen Stuhl an den Schrank, und da dieser noch nicht hoch genug war, rückte sie auch den Tisch hinan, stieg vom Stuhle ans den Tisch, und nahm das Näpfchen hernnter. Es war etwas Weißes dar- in, wie gestoßener Zukker, sie tunkte die Fingerspitzen ein, und kostete; es schmeckte süß, und sie leckte also begierig. Plötzlich trat die Mutter zur Thür hinein. Friederike erschrak so sehr, daß sie fast vom Tische gefallen wäre; aber noch größer war der Schreck der Mutter, da sie sah, daß Frie- derike Gift aß, welches für die Fliegen hingesetzt war. Un- glückskind! rief sie, was machst du? — feie hob sie gleich vom Tische, schickte zu dem Arzte, gab ihr Milch ein, daß
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer