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1. Der Deutsche Kinderfreund - S. 63

1888 - Berlin : Reimer
zur Beförderung guter Gesinnungen rc. 6! um seiner Mutter ein ruhiges Alter zu verschaffen. Der arme Valentin hatte aus kindlicher Liebe eine große Last auf sich geladen. Mit Kummer erwachte er am Morgen, mit Sorgen legte er sich Abends zur Ruhe. Er hatte nicht ein Mal so viel Geld, um Korn zur Aussaat zu kaufen, oder die Bestellung seines Akkers zu bezahlen. Zwar hatte ein Nachbar aus Mitleiden sich erboten, ihm einen Theil seines Akkerö bis zur Besäung zu bestellen; aber wo sollte der ar- me Valentin das Geld hernehmen, um Saatkorn zu kau- fen? Er sann hin und her. Zu borgen war ihm bedenklich, denn wovon sollte er wieder bezahlen, da die Schuldenlast schon so groß war? Vielleicht, dachte er endlich, findest du Vorrath bei einem Hamster. Er suchte, und fand glücklich die Vorrathökammer eines Hamsters, und in derselben so viel Weizen, wie er bedurfte. Noch waren die Körner un- versehrt und zum Keimen geschickt. Von einer schweren Sorge war nun doch der arme bekümmerte Valentin frei. Freudig verkündigte er seinen Fund dem Nachbar, der so- gleich bereit war, ihm die Saat unterzueggen. Jetzt begab er sich aus seinen Akker, um die Saat auszustreuen. Er that es unter Thränen; denn wie traurig war noch immer seine Lage. „Was wird aus dir, aus deiner alten Mutter, deinen Brüdern und Schwestern werden, dachte er bei sich selbst, wenn die Saat nicht gedeihen sollte! Vielleicht wäre es besser, bu dientest bei guten Leuten, als daß du ein Akkergut besitzest, dessen Schuldenlast dich zu Boden drückt!" Aus ein Mal wurde er heiter, und fasste Muth; denn ihm fiel ein tröstlicher Denkspruch ein, den er in den Knabenjahren gelernt hatte. Dieser Spruch hieß: „die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernd- ten," oder mit andern Worten: wer mit Sorge und Kum- mer eine Unternehnnmg anfängt, wird Freudenthränen wei- nen, wenn sie gelingt. Valentin fühlte sich getröstet und ge- stärkt, indem er dachte: auch meine Kummerthränen können ja durch Gottes Güte irr Freudenthränen verwandelt werden, wenn die Erndte kommt; ich will das Beste hoffen, und red- lich thun, was ich kann. Täglich dachte er an seinen Trost- spruch, und nun wurde er nicht wieder muthlos. Er hatte wirklich das Glücks eine sehr reiche Erndte zu machen, und bald half er sich wieder so weit, daß er ein Pferd anschaffen konnte. Damit bearbeitete er den kleinen Akker, welcher noch mwerschuldet war. und im Winter that er damit Fuhren für
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