1888 -
Berlin
: Reimer
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp, Pischon, Friedrich August
- Auflagennummer (WdK): 226
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
08 V. Produkte der Erde.
Eulen, und verschiedene Raubthiere, schlafen bei Tage, und
gehen des Nachts auf Raub aus. Non dem gewöhnlichen
Schlafe der Thiere ist der Winterschlaf, in den einige
verfallen, zu urrlerscheiden. Richt alle Thiere finden nämlich
im Winter ihren Unterhalt, und müssten also verhungern,
wenn sie iticht durch ihre Naturtriebe vor dieser Gefahr ge-
schützt würden. Viele bereiten sich nämlich im Herbste mit be-
wundernswürdiger Kunst und Vorsicht eine Lagerstätte oder
Winterwohnung, legen sich hinein, und erstarren, bis die
Wärme der Frühlingssonne sie wieder weckt, und in der Na-
tur neue Nahrung für sie bereitet ist. Diese Erstarrung ist
so stark, daß die warmblütigen Thiere, z. B. die Murmel-
thiere, während Derselben nur eine unmerkliche Wärme be-
halten, und daß die Puppen vieler Insekten, die zu gleicher
Zeit ihre Verwandlung bestehen, im Winter oft so durchfro-
ren sind, daß sie wie Eiszapfen oder Glas klingen, wenn man
sie auf die Erde wirft. Dennoch aber lebt das darin schla-
fende Thier. Die meisten Amphibien fallen in den Winter-
schlaf; aber unter den Vögeln wohl nur die Schwalben.
Manche Thiere erstarren zwar nicht im Winter, legen sich
aoer im Herbste kunstvolle und gut verwahrte Vorraths-
kammern an, und tragen eine Menge von Nahrungsmitteln
darin zusammen, wovon sie sich während des Winters näh-
ren. So machen es z. B. die Maulwürfe. Ihr unterirdi-
scher Vau ist von vielen Gängen durchschnitten, die alle mir
einauder in Verbindung stehen. Im Winter graben sie sich
b bis 6 Fuß tief ein. Ihre eigentliche Wohnung ist ein
sehr kunstreiches rundes Gewölbe, welches mit Moos, Mist,
Stroh, Laub, Gras und zarten Wurzeln ausgelegt ist. Die
Dekke ist, nebst den Seitenwänden, fest zusammengedrückt,
und künstlich geglättet. Unter dem Schnee wühlen sich die
Maulwürfe lange Gänge, und graben den Würmern, Erd-
schnekken uild Wurzeln nach. Die Hamster, welche eine
ähnliche unterirdische Wohnung anlegen, erstarren zwar im
Winter, so bald Schnee fällt, und bleiben bis zum März in
dieser Erstarrung, sammeln aber doch im Herbste eitlen groß-
ßen Vorrath von Korn, den sie nicht eher angreifen, bis aus
dem Felde gar nichts mehr zu finden ist. Voir diesem Vor-
ralhe nähren sie sich biö zum Winterschlafe, und beim Er-
wachen, weil dann noch Nichts für sie aus dem Felde da ist.
Manche Thiere, besonders Vögel, ziehen im Herbst in
entfernte wärmere Länder, um nicht im Winter vor Källe