1888 -
Berlin
: Reimer
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp, Pischon, Friedrich August
- Auflagennummer (WdK): 226
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Vi. Von dem Menschen.
eine Röhre mit dem Schlunde in Verbindung steht; sie heißt
die Trommelhöhle, und enthält drei kleine Knochen,
welche man, ihrer besondern Bildung wegen, Hammer,
Amboß und Steigbügel nennt. Der Griff des Ham-
niers liegt an dem Trommelfelle) mit dem Kopfe des Ham-
mers ist der Amboß verbunden, und die eine Seite des Am-
boßes hängt wieder mit dem Steigbügel zusammen. Wenn
nun das Trommelfell durch einen Schall, der in das Ohr
dringt, erschüttert wird, so gerathen auch diese drei Knochen
der Reihe nach, in Bewegung. Außerdem findet sich noch in
dem Innersten des Ohres eine Röhre, welche, gleich dem Ge-
häuse einer Schnekke, gewunden ist, und daher der Schnek-
kenganß heißt. — Wollet ihr nun auch wissen, wie es mit
dein Hören zugeht, so weifet euch Folgendes. Wenn ihr
mit einer Messerklinge an ein Glas schlaget, so höret ihr
einen Schall, und bemerket, daß das Glas zittert. In eben
diese zitternde Bewegung wird nun auch die Lust versetzt, welche
daö Glas umgiebt, nnt> so entsteht das, was wir Schall
nennen. Daß sich der Schall fortpflanzt, kommt daher, weil
die Lusttheile so gen.au unter sich zusammenhängen, wie die
Wassertheile. Wenn du einen Stein ins Wasser wirfst, so
wird nicht bloß derjenige Theil des Wassers bewegt, den der
Stein getroffen hat, sondern rund umher geräth das Wasser
in Bewegung, und es entsteht eine Welle nach der andern.
Gerade so geht es auch in der Lust zu, und nun werdet ihr
begreifen, wie es möglich ist, daß der Schall einer weit ent-
sernten Glokke von uns empfunden oder gehört werden
kann, und wie eö zugeht, daß man stärker hört, wenn man
das äußere Ohr vorwärts beugt.
Jetzt bleibt uns nur noch der Sinn des Gesichts
übrig. Die Werkzeuge dieses Sinnes sind die Augen, welche
am obern Theile des Gesichts, in den sogenannten Augen-
höhlen, befestigt sind. Ihr könnet es fühlen, daß diese Höh-
len aus Knochen gebildet sind, rind dies ist eine überaus weise
Einrichtung des Schöpfers; denn durch diese festen Knochen
sind die zarten Augen vor Stößen gesichert, und können nun
überhaupt nicht so leicht beschädigt werden. Eben diesen
Dienst leisten auch die Augenlieder den Augen, indem sie
darunter, wie unter einer weichen Dekke, geschützt liegen. Am
Rande des oberen und des unteren Augenliedeö bemerket ihr
kleine Haare, die Augenwimpern, die in einer Reihe
dicht bei einander stehen; auch diese Härchen dienen zum