1888 -
Berlin
: Reimer
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp, Pischon, Friedrich August
- Auflagennummer (WdK): 226
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Vli. Gesundheitslehre.
len kann, soll er damr auch nicht trinken? Ja, er darf es zur
Noth wohl thun, aber nur nicht viel auf ein Mal, auch darf
er dabei nicht ruhen, sondern er muß rasch fortarbeiten, oder
sich bewegen; sonst erkältet er sich, und wird krank. Noch
besser ist es, besonders auf der Reise, seinen Durst mit einem
in Bier oder Wasser eingetunkten Stückchen Brot zu löschen.
Wer sich in feuchter und kalter Witterung oder im
Winde erkältet hat, muß keine hitzige schweißrreibende Mittel
einnehmen, fonberit einige Taffen warmes Wasser, mit dem
vierten Theil Essig vernüscht, trinken, sich recht warm mit
Kleidern bedekken, und durch starke Bewegung das Blut
wieder nach der Haut treiben. Ist die Erkältung sehr groß
so nruß man ein warmes Fußbad nehmen, Essig trinken,
und sich inö Bett legen.
Wenn der Körper und die Füße naß und kalt geworden
sind, so muß man die nassen Kleider und Strümpfe nicht an-
behalten, sondern die Haut abtrocknen, und warme, trokkene
Kleider anziehen. Unterlässt man dies, so bekommt man
leicht Flüsse, Gliederreißen und Gicht. Eben dieser Gefahr ist
man ausgesetzt, wenn ein Theil des Körpers der Zugluft oder
der Kälte ausgesetzt ist, indeß der ganze übrige Körper warm
liegt und ausdünstet; wenn mau also z. B. an einer feuchten
Wand sitzt, oder gar daran schläft. — Man kann sich vor
jenen Uebeln bewahren, wenn man die Haut von Kindheit
an durch Luft, Waschen und Baden stark, rein und kühl
erhält, und sich bei jeder Witterung, auch der rauhesten und
unangenehnlsteu, und in jeder Jahreszeit mit der gehörigen
Vorsicht viel körperliche Bewegung in freier Luft macht.
Hütet euch, liebe Kinder, zu früh Sommerkleider an-
zuziehen, oder euch gleich in den ersten warmen Tagen deö
Frühlings so leicht zu kleiden, als ob ihr mitten im Som-
mer lebtet; denn an solchen Tagen kann man sich am aller-
leichtesten und gesäbrlichsten erkälten, weil gewöhnlich die
Abende empfindlich kalt sind. Es ist doch wohl vernünfti-
ger und besser, ein wenig Hitze auszustehen, und dabei ge-
sund zu bleiben, als sich zu erkälten, und dann lange zu
leiden? Die Kälte ist ein Hauptfeind alles Lebens, obgleich
ein mäßiger Grad von Kälte sehr stärkend sein kaun. Die
Wärme dagegen bringt in der ganzen Natur Leben und
Wirksamkeit hervor. Ohne Wärme kann nicht ein Mal ein
Saamenkorn keiinen. Leset folgendes auffallende Beispiel
von ver außerordentlichen Kraft der Wärme, Leben zu näh-