1888 -
Berlin
: Reimer
- Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp, Pischon, Friedrich August
- Auflagennummer (WdK): 226
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
X. Merkwürdige Naturerscheinungen. 193
des Luftkreiseö schwimmen, nennen wir Wolken. Aus
aufsteigenden Nebeln bilden sich Wolken, deren verschiedene
Farben bloß daher entstehen, daß daö Sonnenlicht auf eine
sehr verschiedene Weise in den Wolken gebrochen wird.
Manche Wolken mögen über drei Meilen von der Erdfläche
entfernt stehen.
Aus feinen Nebeltropsen bildet sich in der obern Lust
der Regen. Man unterscheidet Staubregen und Platz-
regen, Strichregen und Landregen. Hagel ist gefrorner
Regen. Der Schnee besteht aus nichts andrem, als aus
gefrornen sehr feinen Wasserthcilchen, welche bei stiller
Luft in Gestalt sechszakkiger Sterne niederfallen. Hän-
gen sich mehrere derselben an einander, so werden Schnee-
flokken daraus. Wenn alles Wasser, welches ein ganzes
Jahr hindurch als Regen, Schnee und Hagel niederfällt,
auf der Oberfläche unserer Erde stehen bliebe, ohne zu
verdunsten, so würde es ungefähr 30 Zoll hoch über dem
ganzen flachen Lande stehen. — Zuweilen hat der Regen
eine röthliche Farbe (der sogenannte Blutregen); dies
rührt von einigen Schmetterlingsarten her, welche eine
rothe Materie von sich geben, wenn sie aus ihren Hüllen
hervorkriechen. Abergläubische und unwissende Menschen
erzählen, daß es Frosche geregnet habe. Dainit hat es
folgende Bewandtniß: wenn eö nach langer Dürre ein
Mal regnet, so kommen die Frösche aus ihren trokkenen
Löchern hervor, und hüpfen in großer Menge aus dem nas-
sen Boden herum, indem sie ihren Durst löschen. — Der
Regenbogen ist ein großer siebenfarbigcr Halbzirkel, wel-
cher in den Regentropfen sichtbar wird, wenn die Sonne
einer dunkeln Wolke gegenüber steht, und wir uns zwi-
schen der Sonne und der Wolke befinden. Die Sonnen-
strahlen werden nämlich in den herabfallenden Regentro-
pfen auf eine verschiedene Weise gebrochen. Die oberste
Farbe des Regenbogens ist die rothe, und die unterste die
violette.
Es giebt in der Natur einen Stoff, von dessert Be-
schaffenheit uns nur dies bekannt ist, daß er einem Kör-
per die Kraft giebt, andere Körper bald anzuziehen und
bald abzustoßen, wobei sich säst immer ein Lichlfunke oder
eine Flamme mit einem größcreir oder geringeren Geräusch-
zeigt, und derjenige Körper, der davon getroffen ist, er-
schüttert wird. Dieses Narurcrzeugmß wird Elektricis
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