1871 -
Einbeck
: Ehlers
- Autor: Brakenhoff, Heinrich Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
und zur Beförderung der Sittlichkeit. 29
Als Moritz in die Jahre trat, wo er die Schule ver-
lassen hatte, wollte ihn der Vater zur Wirthschaft anführen,
und trug ihm also bald diese, bald jene Geschäfte auf; aber
Moritz ging lieber seinen gewohnten Lustbarkeiten nach.
Anstatt auf dem Felde zu sein, und die Knechte zur Arbeit
anzutreiben, ritt er in die Stadt zu seinen Bekannten,
spielte, und ließ die Knechte arbeiten, so viel sie wollten.
Der Vater schalt ihn deswegen hart, aber es half
nichts, und er starb, wie man sagt, vor Verdruss über die
Liederlichkeit seines Sohnes. Nun war Moritz Herr des
Gutes, und konnte ganz nach seinem Willen handeln. Nach
dem Sprüchwort: jung gewohnt, alt gethan, blieb er auch
eben so leichtsinnig, wie er vorher war. Er lebte immer
in den Tag hinein, ohne sich um die Wirthschaft zu be-
kümmern, und in ein paar Jahren war das Gut so ver-
schuldet, dass es öffentlich verkauft werden musste. Ein
benachbarter Edelmann kaufte es, und Christoph, der bisher
als Verwalter auf demselben gestanden, und durch Fleiß und
Sparsamkeit sich Etwas erworben hatte, nahm es in Pacht.
Das Geld von dem verkauften Gute reichte nicht ein-
mal zu, Moritzens Schulden zu bezahlen, und also hätte
er ein Landläufer werden müssen, wenn sich Christoph nicht,
aus Dankbarkeit und Mitleiden, seiner angenommen, und
ihm freie Wohnung und freien Tisch gegeben hätte.
Fleiß und Sparsamkeit bewahren vor vielem Bösen,
aber Müssiggang ist vieler Laster Anfang.
16. Näscherei.
Arie der ike hatte die üble Gewohnheit, Alles zu bena-
schen, was sie von Esswaaren und Getränken sah. Sie
war deshalb oft von ihren Ältern bestraft worden, weil
Näscherei nicht nur sehr unanständig ist, sondern weil sie
auch Ursache wird, dass man überhaupt seine Begierden
nicht mäßigen und beherrschen lernt.
Friederike ließ sich durch keine Strafe abhalten, wenn
ihr die Lust ankam, zu naschen. Die Gartenthür musste
um ihretwillen beständig verschlossen sein, so lange Obst im
Garten war; denn sie pflückte Alles, was sie erreichen
konnte, sogar unreif, ab; biss die Äpfel und Birnen an,
und warf sie weg, wenn sie noch hart waren. So verdarb