1877 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 90
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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16» Die Viene und die Taube.
Ein Bienchen trank und fiel darüber in den Bach; das sah von
oben eine Taube und brach ein Blättchen von der Laube, und warfs
ihr zu. Das Bienchen schwamm darnach und half sich glücklich aus
dem Bach. In kurzer Zeit saß unsre Taube in Frieden wieder
auf der Laube. Ein Jäger hatte schon den Hahn auf sie gespannt.
Mein Bienchen kam, — Pick! stach's ihn in die Hand; puff! ging der
ganze Schuß daneben. Die Taube flog davon. Wem dankt sie nun
ihr Leben? —
17. Spinne und Fliege.
Spinne. Fliege, du Theure, ich bitte dich, besuch doch noch
ein wenig mich! Ich will dir ein frohes Stündchen bereiten, dich
reichlich bewirthen mit Süßigkeiten.
Fliege: Frau Spinne, da komm' ich sogleich zu dir, denn Süßig-
keiten behagen mir.
Die Spinne ihrer List sich freut, die Fliege besucht sie unge-
scheut. Doch ach! kaum hat sie sich niedergesetzt, fühlt sie sich ge-
fangen, geknebelt, verletzt; da seufzt sie: Du Böse, du hast
gelogen. Ach, wer leicht glaubt, wird leicht betrogen.
18. Gottes Fürsorge.
Es ist kein Mäuschen so jung und klein, es hat sein liebes Müt-
terlein; das bringt ihm manches Krümchen Brod, damit es nicht leidet
Hunger und Noth. Es ist kein liebes Vögelein im Walde draußen
so arm und klein, es hat sein warmes Federkleid; da thut ihm Regen
und Schnee kein Leid. Es ist kein bunter Schmetterling, kein Würmchen
im Sommer so gering, es findet ein Blümchen, es findet ein Blatt,
davon es ißt, wird froh und satt. Und wer hat das alles so be-
dacht? Der liebe Gott, der alles macht und sieht auf alles väterlich,
der sorgt auch Tag und Nacht für mich.
19. Nieder.
Waldmännchen.
1. Es wollt’ ein Knäblein in den
Wald
öar munter und geschwind;
Die Mutter sprach: Komm wieder bald
Und nasche nicht Beeren, mein Kind!
2. Da sprang das Knäblein fort
und fort
Und trieb sein lust’ges Spiel,
Gedachte nicht der Mutter
Wort
Und naschte der Beeren gar viel.
3. Und als die dunkle Nacht be-
gann,
Da schlich es müd’ nach Haus.
Die Mutter sprach: Was hast du ge-
than,
Dn siehst ja so kümmerlich aus.
4. Das Knäblein sprach: Wie sollt’
es sein?
Ich bin ja so frisch und gesund;
Waldmännchen hat Kirschen eh»«
Stein,
Die schmeckten so süss mir im Mund.
5. Da ward vor Schreck die Mutter
bleich
Und wandte hinweg ihr Gesicht;
Doch barg sie die Furcht und lächelt«
gleich:
Waldmännchen, Kind, giebt es ja nicht.
6. Nicht schlief die Mutter die
ganze Nacht,
Wach hielt sie Kummer u. Harm;
Und als am Morgen der Tag erwacht’,
Hielt todt sie den« Knaben im Arm-
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