1877 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 90
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
127
schwaches Gefälle und daher einen ruhigen Lauf; in Bergigen Gegenden
haben sie gewöhnlich ein starkes Gefälle und daher kommt cs, daß
sie hier plätschernd, brausend, rauschend und reißend dahin
eilen. Sehr kleine Bäche, welche schnell fließen, laffen einen ange-
nehmen Ton hören, welchen man Rieseln nennt. Fällt aber ein
Bach oder ein Fluß in seinem Bette schäumend und brausend mit
Ungestüm von einer Höhe jäh herab, so nennt man das einen
Wasserfall. — Die Oberfläche der fließenden Gewässer hat keine
wagerechte, sondern eine schiefe Lage.
Woraus erkennst du das?
4.
Über kleine Bäche kann man schreiten oder wenigstens springen,
über die größern führt gewöhnlich ein Steg von einem Ufer zum
andern, oder es sind Brücken darüber gebaut. Über große Flüfle sind
nicht viele Brücken gebaut, weil diese sehr viel Geld kosten, und man
Muß daher gewöhnlich auf N a ch e n über sie hinüber fahren. Auf den großen
Flüssen fahren aber auch Schiffe, welche nicht blos Menschen, sondern
auch allerhand Waaren von einem Orte zum andern bringen. Diese
Schiffe werden entweder von Pferden gezogen oder vom Winde fort-
bewegt, indem dieser in die aufgespannten Segel bläs't. Am schnellsten
aber fahren die Dampfschiffe, welche von Rädern getrieben werden,
die der Dampf eines Wasserkessels umdreht.
Wenn der Wind nicht weht, ist die Oberfläche der Gewässer
ruhig und so glatt wie ein Spiegel. In ihr spiegeln sich die Ufer
mit den Bäumen und andern Dingen ab, und sie heißt darum der
Wasserspiegel. Wenn aber ein starker Wind weht oder stürmt, dann
entstehen auf dem Wafferspiegel Wellen oder Wogen, welche die
Schiffe so furchtbar hin- und herschaukeln, daß sie manchmal an
Felsen zerschmettern oder scheitern und dann zu Grunde gehen
mit all den geladenen Waaren und mit all den Leuten auch, die sich
nicht durch Schwimmen retten können.
Auf dem Grunde der Gewäffer sieht man Steine, Kies und
Schlamm; an ihren Ufern wachsen gern Weiden, Erlen, Sträucher,
Gräser und Kräuter; auch Störche und Reiher halten sich an den
Gewässern auf, und in ihnen wohnen Fische, Krebse und Würmer. —
Rach starkem Regen und wenn der Schnee schmilzt, schwellen oft die
Gewässer hoch an, daß sie aus den Ufern treten, und die ganze
Gegend überschwemmen. Solche Überschwemmungen richten
gewöhnlich großen Schaden an, da sie Felder und Gärten austreiben
Und Häuser, Dörfer und Städte unter Waffer setzen. Ja, eine Was-
sersnotb ist schrecklicher, als eine Feuersbrunst. Aber es ist gut,
daß die Überschwemmungen gewöhnlich nicht lange dauern; denn nack-
einigen Tagen treten die Bäche, Flüsse und Ströme wieder in ihr
Bett zurück und fließen ruhig weiter. —
Tröpflein muß zur Erde fallen,
Muß das zarte Blümchen netzen,
x
I