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1. Lehr- und Lesebuch oder der sinnliche und sittliche Anschauungsunterricht für die Mittelklassen katholischer Volksschulen - S. 132

1877 - Essen : Bädeker
132 gesetzt und hatte großes Wohlgefallen an ihnen. Oft setzte er sich am Ufer hin und brockte Semmelkrumen ins Wasser, und da kamen denn die niedlichen Fischchen und ließen sichs wohl schmecken. Dann rief er ihnen beständig zu: „Fischchen, Fischchen! nehmt euch ja in Acht vor zweierlei, wenn ihr immer so glücklich leben wollt, als ihr jetzt lebet. Geht nie durchs Gitter in den großen Teich, der neben diesem kleinen ist; auch schwimmt nicht oben auf dem Wasier, wenn ich nicht bei euch bin." Aber die Fischchen verstanden ihn nicht. Da dachte der gute Mann: „Ich will's ihnen wohl verständlich machen!" und stellte sich neben das Gitter. Wenn dann eins von ihnen kam und durchschwimmen wollte, so plätscherte er mit einem Stückchen im Wasier, daß das Fischchen davor erschrak und zurückschwamm. Eben dasselbe that er auch, wenn eins von ihnen oben aufs Wasier kam, damit es wieder hinunter auf den Grund ginge. Nun dachte er, werden sie mich wohl verstanden haben, und ging nach Hause. Da kamen die drei niedlichen Goldfischchen zusammen und schüt- telten die Köpfchen und konnten nicht begreifen, warum der gute Mann nicht haben wollte, daß sie oben auf dem Wasier und durchs Gitter in den großen Teich schwimmen sollten. „Geht er doch selbst da oben," sagte das eine, „warum sollten wir nicht auch ein bischen höher kommen dürfen?" „Und warum sollten wir eingesperrt sein?" sagte das zweite. „Was kann es uns schaden, wenn wir zuweilen in den großen Teich gehen?" „Es ist gewiß ein harter Mann," sagte das erste wieder, „der uns nicht lieb hat und nicht gern will, daß wir uns freuen sollen." „Ich werde mich nicht an ihn kehren," setzte das zweite hinzu. „Ich will sogleich einen kleinen Streifzug in den großen Teich vor- nehmen." „Und ich," rief das erste wieder, „will unterdeß ein wenig oben auf dem Wasser in der Sonne spielen." Das dritte Goldfischchen allein war klug genug, zu denken: Der gute Mann muß doch wohl seine Ursache haben, warum er uns das verboten hat. Daß er uns liebt und uns gern Freude gönnt, ist gewiß. Warum käme er sonst so oft und gäbe uns Semmelkrümchen und freute sich so, wenn wir sie aufesien? Nein er ist gewiß nicht hart und ich will thun, was er haben will, ungeachtet ich nicht weiß, warum er es so will. — Das gute Fischchen blieb also auf dem Grunde. Die anderen aber thaten, was sie gesagt hatten. Das eine schwamm durchs Gitter in den großen Teich, und das andere spielte oben auf dem Wasier im Sonnenschein und beide lachten ihren Bruder aus, daß er es nicht eben so gut haben wollte. Aber was geschah? Das erste war kaum in dem großen- Teiche angekommen, so sprang ein Hecht auf dasselbe los und verschlang es.
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