1877 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 90
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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klarem Wetter die Sonne aufgeht, so verbreitet sie ihr Licht in einem
Augenblicke durch den ganzen Luftkreis. Reine Luft läßt das Licht
ganz durch; sie hindert unser Sehen weniger, als das Glas. Reine
Luft ist also der durchsichtigste Körper, den man kennt.
Wenn wir eine Schweinsblase nicht ganz mit Luft anfüllen,
sie fest zubinden und dann an den warmen Ofen bringen, so sehen
wir, daß sie sich ganz steif ausspannt, daß sie sich ausdehnt. Hängen
wir sie nun aber draußen in die Kälte, so dauert es nicht lange,
und sie schrumpft bedeutend zusammen. Die Wärme dehnt
also die Luft aus, und die Kälte zieht sie zusammen.
Welche Lust muß nun dichter sein, die in der ausgespannten oder die in
der zusammengeschrumpften Blase? — Welche Lust ist also dichter, die warme
oder bte kalte? — Wenn du im Winter in der warmen Stube ein Fenster
öffnest, was suhlst du dann, daß die warme Stubenlust hinauszieht, oder
daß die äußere kalte Lust in die Stube herein strömt? —
Wenn also an einem Orte die Luft erwärmt und somit verdünnt
wird, so zieht oder bewegt sich die kältere oder dichtere
Luft gegen die wärmere oder verdünnte Luft. Dadurch
entsteht ein Luftzug. Die stark bewegte Lust heißt Wind, und wenn
der Wind gar gewaltig ist, so nennt man ihn Sturm. Der Wind
weht aber, der Sturm heult und braus't. Der Wind treibt die
Wolken daher, bringt oft Regen nach langer Trockenheit, oder zerreißt
die Wolken und treibt sie aus einander, wenn es lange genug geregnet
hat. Er treibt die Windmühlen und bläst in die aufgespannten Segel
der Schiffe, und dann fahren sie leicht und schnell über das Wasser
dahin. Den Knaben macht der Wind oft viel Vergnügen, wenn er
ihren papierenen Drachen in die Höhe hebt. Der heftige Sturm
schadet aber auch manchmal dadurch, daß er Bäume entwurzelt und
Häuser abdeckt oder wohl gar umwirft. Oft hat der Sturm schon
Schiffe auf Felsen geworfen, daß sie scheiterten, und viele Menschen
ertrinken mußten. Wenn der Wind weht, haben wir windiges, und
wenn der Sturm braus't, haben wir stürmisches Wetter. Ist die
Luft in der Atmosphäre warm, so haben wir warmes; ist sie aber
kalt, so haben wir kaltes Wetter.
2.
Will ein Feuer auf dem Herde nicht brennen, so bläst man mit
dem Munde oder mit dem Blaserohr dasselbe an. Ebenso bläst
die Luft aus dem Blasebalg das Schmiedefeuer an. Wenn im Ofen
Feuer angezündet ist, so erhitzt dasselbe die im Ofen befindliche Luft
und dehnt sie dadurch aus. Die sich ausdehnende Luft findet zu ihrer
Ausdehnung einen Ausweg durch die Ofenröhre in den Schornstein
hinein. Haltet ihr nun an die untere Thüröffnung des Ofens ein
brennendes Stückchen Papier, so seht ihr, daß das Flämmchen des
Papiers sich mit Schnelligkeit nach dem innern Raume des Ofens hin
bewegt. Es strömt nämlich Luft aus dem Schulzimmer durch die un-
tere Thür-Öffnung in den Ofen, um die durch die Pfeife ausströmende
Luft zu ersetzen; und diese in den Ofen strömende Luft zieht das