1877 -
Essen
: Bädeker
- Autor: Haesters, Albert
- Auflagennummer (WdK): 90
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
179
Die Ohren sitzen zu beiden Seiten des Kopfes. Der äußere be-
wegliche Theil eines jeden Ohres hat Ähnlichkeit mit einer Muschel
und heißt darum die Ohrmuschel. Die Öffnung des Ohres, welche
in den Kopf hineingeht, heißt das Ohrloch. In ihm befindet sich
das klebrige, gelbe Ohrenschmalz. Es dient dazu, damit Staub,
Insekten und andere Dinge nicht in das Ohr hineindringen können.
Wir Kinder können den Vater, die Mutter, die Geschwister, den
Lehrer und auch noch andere Menschen an ihrer Stimme schon erkennen,
und sie von einander unterscheiden, ehe wir dieselben sehen. Wir
können das dadurch, daß wir deren Stimmen mit den Ohren wahr-
nehmen oder hören. Daß wir mit den Ohren hören können, nennt
man den Sinn des Gehörs oder das Gehör, und die Ohren heißen
darum Werkzeuge des Gehörs. Wir hören die Orgel, die
Glocke, die Vögel und noch viele andere Dinge. Aber wir hören die
D.inge nicht selbst, sondern nur die Laute, die Stimme, den Ton,
den Klang oder den Schall, der von ihnen ausgeht und in die Luft
dringt. Die Laute, Töne oder Schälle, welche von den Dingen aus-
gehen, haben nach ihrer Bedeutung verschiedene Namen. Sprechen,
weinen, singen sind Schälle oder Töne der menschlichen Stimme.
Wenn ihr mit einem Steinchen ins Wasser werft, so entstehen
rings um die Wurfstelle Wellen. Diese Wellen setzen das sie um-
gebende Wasser in Bewegung; dadurch entstehen wieder neue Wellen,
und so geht das fort, bis der Wasserspiegel weithin in eine kreis-
förmige, zitternde Wellenbewegung gesetzt worden ist. Eben so setzen
die Schälle, welche von den Dingen ausgehen, die sie zunächst um-
gebende Luft nach allen Seiten hin in eine wellenartige Bewegung; und
das geht so fort, bis auch die Luft vor unserm Ohr in eine zitternde
Bewegung gesetzt wird, und die Schälle nun mit dieser Wellen-
bewegung der Luft in unser Ohr dringen. Jetzt erst hören wir die Schälle.
Die Luft dient also zur Fortbewegung und Verbreitung des
Schalles, und ohne sie könnten wir nichts hören. Die Luft braucht
aber zu dieser Verbreitung des Schalles Zeit, und darum können
wir beim Schießen die Flamme in der Ferne eher sehen, als wir den
Knall -hören. Eben daher kommt es auch, daß wir bei einem Gewitter,
welches weit von uns enffernt ist, den Blitz immer früher sehen, als
wir den Donner hören. —
Wer gar nicht hören kann, der ist taub. Wenn ein Kind taub ge-
boren ist, so bleibt es auch stumm, und ist dann taubstumm. Wie
unglücklich ist der Taubstumme! Er hört nicht die Stimme der Eltern,
nicht den Unterricht des Lehrers, nicht den angenehmen Gesang der Vögel,
u. s. w. — Es giebt Menschen, welche nicht gut — nur schwer hören
können; sie find schwerhörig. Wer aber sehr gut, d. h. genau hören
kann, der hat ein scharfes Gehör; er ist scharfhörig. Wie glücklich
ist der Mensch, der ein gutes Gehör hat! — Es schadet dem Gehör,
wenn man Jemandem hart in das Ohr hinein schreit oder ihn an
das Ohr schlägt. Eben so kann es sehr gefährlich werden, wenn Kinder
12*