1895 -
München
: Oldenbourg
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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131. Christoph Schmid an seine Mutter.
cter Vater sprach: »Diese Leute sind, wie ich höre, arm,
haben viele Kinder, und noch überdies ist die Mutter
krank. Wir wollen dem mutwilligen Knaben verzeihen ;
wir müssen nach der Lehre des Evangeliums Böses
nicht mit Bösem, sondern mit Gutem vergelten.« Er
gab uns ein Stück Geld, es den Leuten zu bringen,
ohne des Steinwurfes zu erwähnen. Die Eltern hatten
aber schon vernommen, was für Unheil ihr Knabe
gestiftet habe, und waren darüber bestürzt. Um so
mehr erstaunten sie, als wir ihnen das Geld brachten
und ihnen nun erzählten, was unser Vater gesagt hatte.
Sie priesen seine Gutherzigkeit, waren immer sehr
freundlich gegen uns, und keines ihrer Kinder fügte
uns mehr das geringste Leid zu. Ja, der Knabe brachte
meinem Bruder zu einiger Vergütung einen sehr schönen
Kranz von Feldblumen.
Als ich eines Tages in den Hof des Hauses hinab-
sah, sagte mein Vater zu mir: »Sieh’ einmal da hinab
und sage mir, siehst du nichts Merkwürdiges?« —
»Ich sehe nichts,« sagte ich, »als den Holzhacker, der
mit seinem Knaben Holz sägt.« — »Das ist eben das
Merkwürdige, das ich meine,« sprach der Vater. „Du
siehst da, wie der Sohn, sobald er hinreichende Kräfte
hat, seinem Vater bei der Arbeit helfen muss. So
musst du mir auch jetzt in der Kanzlei helfen.«
131. Ghristoplj Schmid an seine Mutter.
Christoph Schmid hatte als Hilfsprediger nur ein ge-
ringes Gehalt. Sobald er jedoch das erste Geld erspart
hatte, ließ er sich ein Goldstück dafür einwechseln und
schickte es seiner Mutter zum Geburtstage und schrieb ihr
folgendes liebevolle Briefchen dazu:
„Liebste Mutter!
Ihr Geburtstag ist allemal ein rechter Freudentag für
mich. Ich werde an diesem Tage Gott recht bitten, daß