1895 -
München
: Oldenbourg
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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184. Der Staub in der Stubenliist.
184. pex Staub in der Stuöenkuft. f
Der Frauen größter Feind im Hanse ist der Stand.
Mit Besen, Bürste und Wischtuch kämpfen sie ununterbrochen
gegen ihn an. Kaum haben sie aber abgefegt, abgebürstet
und abgewischt, so beginnt leise und kaum sichtbar von
neuem der Staub sich auf alles niederzulegen, was in der
Stube ist. Wir fragen: Woher kommt denn der Staub
eigentlich? Putzen wir nicht Stiefeln und Schuhe sorgsam
vor der Thür ab, ehe wir ins Zimmer treten? Schließen
wir nicht Fenster und Thüren dicht genug, um sein Ein-
dringen von außen abzuhalten?
Daß das Straßenpflaster unter den Rädern zerknirscht
und unter dem Hufschlag der Rosse zerstiebt, sehen wir vor
Augen. Ununterbrochen müssen die Straßenkehrer weg-
fegen und die Pflasterer nachhelfen. Davon kommt auch
ein guter Teil in die Zimmer, und selbst wenn jahrelang
niemand Thür und Fenster in denselben öffnete. Die, Luft
ist im Zimmer nie ganz gleich warm wie im Freien.
Häusig ist sie wärmer als draußen, selbst in unbewohnten
Zimmern, die am Tage der Sonnenstrahl traf. Stets
suchen aber ungleich warme und deshalb ungleich dichte
und ungleich schwere Luftmassen, die mit einander in Ver-
bindung stehen, sich auszugleichen. Je enger die Ritzen
sind, durch welche eine solche Ausgleichung stattfindet, desto
heftiger ist die hier stattfindende Luftströmung. Man halte
nur die Hand an das Schlüsselloch oder an eine Ritze des
Fensterflügels, und man wird sich bald davon überzeugen.
Legen wir eine neugekaufte Taschenuhr, die ringsum
scharf abschließt, in einen gut verwahrten Kasten und lassen
sie mehrere Jahre lang liegen — es wird doch Staub in
sie hineingezogen sein. Wir werden denselben wenigstens
mit Hilfe des Vergrößerungsglases bemerken, wenn tvir
sie öffnen. Die Luft strömt durch Spalten, die unser Auge
kaum bemerkt, und reißt bei dieser Gelegenheit feine Staub-