1895 -
München
: Oldenbourg
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
62 Die Steinkohle.
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Schiffen, Eisenbahnen und Fabriken alljährlich Millionen
von Bäumen verschlingt, erschliefst der Schoss der Erde
unermessliche Wälder, welche vor vielen tausend Jahren,
als noch kein menschlicher Fuss auf Erden wandelte,
untergegangen sind. Was jetzt als Farnkraut, Schachtel-
halm und Bärlapp wächst, gedieh in jener Urzeit auf
unserem Planeten zum teil zu riesigen Bäumen. Dieses
Riesengeschlecht von Pflanzen ward durch Stürme ge-
brochen und durch die Wogen des Meeres unter Schlamm
und Schutt begraben. Durch den Druck von oben und
die Wärme von unten wurden diese mächtigen Holzmassen
im Laufe der Jahrtausende zu Braunkohlen und
abermals nach Jahrtausenden zu Steinkohlen. So wächst
noch heute auf feuchtem Moorgrunde durch allmähliches
Absterben der Moosdecke jener kohlenhaltige, brennbare
Stoff, den wir Torf nennen. Je älter der Torf wird,
desto schwärzer wird er und wegen des Drucks der
immer neu sich bildenden Schichten auch immer dichter.
An vielen Steinkohlen, welche dem blossen Auge nur
wie ein dichter, glänzender Stein erscheinen, hat das
Mikroskop noch den zelügen Bau der Pflanzen entdeckt,
und hie und da lagert in der schwarzen Masse noch ein
deutlich zu erkennender Baumstamm, und besonders
häufig finden sich Blätter wie vom Farnkraute. Die
Lager der Steinkohlen sind 1k — 1 m mächtig, zuweilen
jedoch bis 11 m stark. In Amerika bei Santa Fe de
Bogota finden sich Steinkohlenlager, welche 2400 m
über dem Meeresspiegel liegen; in England gräbt man
sie gegen 100 m tief unter dem Meeresspiegel.
Die Beschaffenheit der Steinkohle ist sehr verschieden,
je nachdem Schwefel und andere Mineralien ihr beige-
mischt sind, oder der Kohlenstoff möglichst rein vor-
handen ist. Um den flammenden Wasserstoff und den
übelriechenden Schwefel ganz aus der Steinkohle zu ent-
fernen, verkohlt man sie noch einmal, d. h. man verbrennt