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1. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 487

1895 - München : Oldenbourg
66. Die lange Nacht in Hammerfest. 487 kreise setzt die Natur dadurch dem ruhelose» Menschengeschlecht einen Markstein seiner Thätigkeit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nor- dische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag er- scheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Spieltische Tag oder Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. In Hammerfest wohnt außer den Kaufleuten kein anderer gebildeter Mensch, als ein Pastor und ein Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist doch nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Horizont, und vier Wochen lang, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, ist tiefe Finsternis, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indes ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nord- lichter sind auch hier seltener als mehr südlich. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finstere, ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung leichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhören, die belebende Wärme zu verlieren. Es ist sehr eigentümlich, daß, so lange diese tageshelle und sonnenvolle Nacht dauert, der Wind ganz schweigt, und eine durch nichts gestörte Ruhe in der Natur herrscht, als wolle diese gleichsam dadurch die Zeit des Schlafes ankündigen. Mit dem Morgen erhebt
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