1895 -
München
: Oldenbourg
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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67. Schwedische Feste.
sich der Wind wieder, und die Wetter werden losgelassen
von den Nebelgeistern und abendlich eingefangen; die Sonne
der Nacht scheint aber oft so heiß, daß sie lästig werden
kann. Ein Bekannter erzählte mir, daß, als er sich in
Hammerfest aus einem Balle befand und gerade um Mitter-
nacht an Bord seines Schiffes zurückfuhr, die Sonne so
mächtig war, daß er den Rock auszog; das Thermometer
zeigte achtzehn Grad. Dieser anhaltende Tag und Sonnen-
schein macht es auch wohl allein möglich, daß noch Ernten
gedeihen.
Wie seltsam ist aber der Mensch! Reiche Handelsherren
bringen ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Klima
zu, von denen manche, wenn sie wollten, im schönen Süden
leben könnten. Wer hieher kommt, sagte mir einer, thut es
natürlich des Gewinnes wegen. Ist man aber ansässig, so
kommt man nicht wieder fort; denn wer kauft uns ab, was
wir besitzen? Menschen, welche Vermögen besitzen, wandern
nicht nach Hammerfest; es sind nur solche, die es sich er-
werben wollen. Aber wer hier geboren ist, der liebt diese
Einöden eben so sehr wie der Lappe seine Renntieralpen
oder der Grönländer seine Eisbuchten. (Mügge.)
67. Schwedische Zieste.
Durch ganz Schweden werden zwei große Feste gefeiert:
das Weihnachtsfest und das Johannisfest.
Das Weihnachtsfest währt vom 24. Dezember bis zum
6. Januar; es ist die Feier der „heiligen zwölf Nächte",
das Winterfest des Nordens. — Alle Räume des Hauses
schmückt man da mit Decken, Teppichen und bunten Bildern.
Auf den Fußboden werden grüne Zweige der nordischen
Tanne ausgebreitet. Alle Arbeit ruht. In den Schlössern
der Reichen brennen Kerzen, und in den Hütten der Armen
leuchten die Flammen der Kienbrände. Die Bewohner der
Dorsschaften ziehen mit Fackeln zur Christmette in die Kirche
und begrüßen sich auf dem Wege dahin singend und mit