1895 -
München
: Oldenbourg
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
115. Muhammed.
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auch die Religionen der Christen und Juden kennen lernte.
Die Araber waren damals noch einem rohen Götzendienste
zugethan. Muhammed war überzeugt, daß dieser die Menschen
nicht glücklich machen könne; daher entschloß er sich, seine
Landsleute einen neuen Glauben zu lehren. Weder Juden-
tum noch Christentum sagte ihm zu, und er entschloß sich,
eine neue Religion zu verkünden.
Als er 40 Jahre alt geworden, da erzählte er einmal
den Seinen, der Erzengel Gabriel sei ihm in der Nacht
erschienen und habe ihn angeredet: „Muhammed, du bist der
Prophet Gottes, und ich bin Gabriel." Seine Verwandten
glaubten diese Erzählung, und bald verehrten ihn auch andere
als einen Propheten. Doch fehlte es ihm nicht an zahl-
reichen Gegnern; besonders waren seine eigenen Stamm-
genossen über ihn erbittert, weil ihnen seine neue Lehre als
eine Beschimpfung der Religion ihrer Väter vorkam. Sie
nötigten ihn sogar, sich aus Mekka zu flüchten. Muhammed
wandte sich daraus nach Medina, welche Stadt mit Mekka
in Feindschaft lebte. Diese Flucht, Hedschra genannt, fand
im Jahre 622, am Freitag den 16. Juli statt; von da an
zählen die Anhänger Muhammeds ihre Jahre, und der Frei-
tag wird als Festtag gefeiert. Die Bewohner von Medina
nahmen Muhammed mit Begeisterung aus. Sie begleiteten
ihn nach Mekka. Die Stadt wurde erobert und die neue
Lehre bald durch ganz Arabien verbreitet. Überall ließ
Muhammed die Götzenbilder zerschlagen; Juden und Christen
aber wurden bei ihrem Glauben belassen, wenn sie Tribut
zahlten. Muhammed starb im Alter von 63 Jahren. Seine
Nachfolger (Chalifen, d. h. Statthalter) verbreiteten seine
Lehre allmählich mit dem Schwerte über einen großen Teil
Asiens, den Norden Afrikas, ja bis nach Spanien hinüber.
Auch von Kleinasien her drangen muhammedamische Stämme
in Europa ein. Einer derselben, die Türken genannt,
eroberte im Jahre 1453 die Stadt Konstantinopel und
machte dem oströmischen Kaiserreich ein Ende. Noch heute
Lesebuch für die 5., 6. u. 7. Klaffe der Bolksschul I. p. 37