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1895 -
München
: Oldenbourg
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
121. Heinrich der Städtc-Erbaucr.
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Allein nun hatte er dock fürs erste Ruhe vor ihren plün-
dernden Einfüllen. Und diese Zeit der Ruhe benutzte er
aufs beste. Es fehlte damals in Deutschland noch an festen
Plätzen. Die Orte lagen offen da, ohne Mauern, ohne
Gräben, niemand konnte beim Eindringen der Feinde feine
Habe in Sicherheit bringen. Daher legte Heinrich jetzt
befestigte Städte an; man nannte sie Burgen und ihre
Einwohner Bürger. Aber es hielt schwer, Leute zu finden,
die in diesen Städten wohnen mochten; denn die Deutschen
liebten von alters her das Wohnen auf dem Lande und
sagten: „Sollen wir uns ins Gefängnis setzen? Die Städte
mit ihren engen Mauern sind nichts anderes als Gefängnisse."
Da befahl Heinrich, die Leute sollten losen, und jeder neunte
Mann vom Lande sollte in die Stadt ziehen. In der
Stadt aber wurde ein Teil des Ertrages der Felder in
Vorratskammern aufbewahrt und dem Landmänne in Kriegs-
zeiten eine sichere Zuflucht gewährt.
Allmählich blühten diese Städte empor. Die Bürger,
welche im Kriege die Waffen zu führen hatten, trieben im
Frieden Handel und allerlei Gewerbe, und so fanden sie
hinter ihren Stadtmauern nicht nur Schutz vor Gefahr,
sondern gelangten auch nach und nach zu erhöhtem Wohl-
stände.
Heinrich aber wollte sein Land nicht bloß durch
Festungen vor den Räubereien der Ungarn schützen, er wollte
den wilden Feinden auch eine wohlgerüstete Kriegsmacht
entgegenstellen. Daher verbesserte er das Heerwesen und übte
seine Scharen aufs eifrigste in den Waffen. Namentlich
schuf er eine tüchtige Reiterei. Denn gerade durch ihre
raschen Pferde waren die Ungarn am meisten gefährlich.
Nachdem sich Heinrich so auf den Krieg vorbereitet hatte,
zog er, ehe noch der Waffenstillstand mit den Ungarn ab-
gelaufen war, zuerst gegen die Slaven ans. Mitten im
Winter rückte er über das Eis gegen ihre Hauptstadt
Brennabor (jetzt Brandenburg) an der Havel heran und