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1895 -
München
: Oldenbourg
- Auflagennummer (WdK): 22
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
148. Die Türken vor Wien.
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fochten, und so vereinigte sich die ganze Hartnäckigkeit des
Angriffs und der Verteidigung. Der Hauptkampfplatz war
die Löbelbastei, an welcher wenige Erdschollen sein mochten,
welche nicht mit dem Blute eines Freundes oder Feindes
benetzt wurden. Dennoch gewannen die Türken nach und
nach mehr Raum. Ende August hatten sie sich schon in
dem Stadtgraben festgesetzt, und in den ersten Tagen des
September ließen sie eine Mine in der Burgbastei springen.
Die halbe Stadt erzitterte davon, die Bastei selbst wurde
auf eine Länge von zehn Meter von einander gerissen.
Die Lücke war so groß, daß die Feinde Sturm laufen
konnten. Sie wurden zurückgeschlagen. An den folgenden
Tagen stürmten sie mit neuer Wut; doch hielt die Tapferkeit
der Besatzung stand. Als aber die letzte Mine unter der
Burgbastei gesprungen war, wurde der Riß so groß, daß
mehrere Feinde neben einander hindurchdringen konnten.
Die Gefahr war aufs höchste gestiegen; die Besatzung war
durch Gefechte, durch Krankheiten und die täglichen Arbeiten
zusammengeschmolzen; der Graf Stahremberg hatte schon
Boten auf Boten an den kaiserlichen Feldherrn, den Herzog
von Lothringen, gesendet. Endlich, da man mit Zittern
einen Sturm der Feinde erwartete, sahen die Wiener an
den Bewegungen im feindlichen Lager, daß die Hilfe nahe
sei. Abends fünf Uhr erschienen christliche Kriegsvölker
auf dem Kalenberge und gaben ihre Ankunft durch einige
Kanonenschüsse zu erkennen. Der Polenkönig Johann So-
biesky war an der Spitze tapferer Scharen angekommen.
Die Kurfürsten von Sachsen und Bayern, die Haufen des
fränkischen Kreises unter dem Fürsten von Waldeck, der
Herzog von Sachsen-Lauenburg und die Markgrafen von
Baden und Bayreuth, der Landgraf von Hessen und die
Fürsten von Anhalt und viele andere Fürsten aus Deutsch-
land erschienen mit frischer Hilfe. Mit solchen Männern
konnte es Karl von Lothringen wagen, gegen den Feind
zu ziehen; doch war sein Heer nur 46000 Mann stark.