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1. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 657

1895 - München : Oldenbourg
151. Zerstörung Baden-Badens durch die Franzosen. 057 Baden-Baden in den Quartieren lag, und war ein sehr gewandter, zungenfixer Franzose und liederlich dabei. Er spielte als ein rechter Schauspieler den Betrübten, und als ihn die Fürstin nach der Ursache seiner Trauer und Be- trübnis fragte, erwiderte er, sein Regiment habe den unbe- dingten Befehl, das Schloß und die Stadt Baden-Baden niederzubrennen. Sie müßten dem Befehle nachkommen, wie schwer es ihnen auch sei. — Mit dem ganzen tiefge- fühlten Abscheu vor dem Heuchler und Mordbrenner und mit dem edlen Zorne des Gerechten über solche Verruchtheit, trat ihm die Markgräfin entgegen und sagte: „Thuet, was Ihr nicht lassen könnt! Brennet die Wohnung einer ver- lassenen Witwe nieder, wenn Ihr vermöget, es mit Eurer Ehre und Eurem Gewissen zu vereinigen! Ich aber verlasse meine Witwenwohnung nicht, und wenn die Flammen über mir zusammenschlagen." Dem jungen Louvois wurde es bei solcher Rede zu Mute, als stünde er nicht vor einer Frau, sondern vor seinem Richter. Er ging. Ob er das Schimpfliche, Schmäh- liche, Verruchte und Gottlose fühlte, was ihm die Worte der fürstlichen Witwe vorhielten? Wer weiß es? — Aber er hatte schon mehr denn eine schuldlose Stadt niederbrennen helfen, und bei solchem Handwerk wird das Herz steinhart, und mit dem Gefühle der Pflicht und Ehre sieht's übel aus. Er war zudem eines unwürdigen Vaters Sohn. Daß aber alles nichts half, das zeigte sich schon nach einigen Tagen. Die Franzosen warfen Pechkränze in die Häuser der Stadt — und in das Prasseln der Flammen mischten sich die Jammertöne der unglücklichen Einwohner, die bis zum Söller hinaufdrangen, wo die edle Fürstin mit blutendem Herzen stand und mit thränenden Angen hinabsah in das entsetzliche Flammenmeer da drunten. „Nun wird es bald an mich kommen," sagte sie leise zu sich, und es war so. Aus dem Kloster, das nahe bei dem Fürstcu- schlosse stand, stiegen die lodernden Flammen auf, und der Lesebuch für die 5., 6. u. 7. Klasse der Volksschule I. p. 42
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