1880 -
Danzig
: Axt
- Autor: Krüger, Carl Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
20 I. Teil. Bilder aus der Geschichte. Der zweite Freiheitskrieg, Friedrich Wilhelm Iv.
Schlacht bei Leipzig. 1813. Nun verbündeten sich, mit Ausnahme der Türken,
alle Völker Europas. Sie stellten ein Heer von 300 000 Mann den 200000 Kriegern
Napoleons gegenüber. Zunächst wurde das französische Heer bei Großbeeren, in der
Nähe von Berlin, und bei Dennewitz, in der Nähe von Wittenberg, geschlagen.
Am 16. Oktober entbrannte bei Leipzig eine heiße Schlacht, welche am 18. und 19.
Oktober fortgesetzt wurde. Es war dies die gewaltige Völkerschlacht bei Leipzig. Um-
sonst bot Napoleon seine ganze Kriegskunst aus; er wurde besiegt, linb die Schlacht
hatte ihm an 70 000 Mann gerostet. Doch auch die Verbündeten hatten große Verluste.
Friede. Napoleon flüchtete mit dem Überreste seines Heeres nach Paris; die
Verbündeten aber rückten über den Rhein ihm nach. Eine schnell gerüstete neue
französische Armee wurde (1814) vor Paris abermals geschlagen, und die verbündeten
Herrscher zogen in Paris ein. Es wurde hier Frieden geschlossen; denn nun war die
schmachvolle Knechtschaft von unserm Vaterlande genommen. Napoleon wurde des
Thrones entsetzt und erhielt die Insel Elba im Mittelmeer als einziges Besitztum.
39. Der zweite Freiheitskrieg. 1815.
Napoleons Wiederkehr. Um über die Verteilung der eroberten Länder zu
beraten, traten die Fürsten Europas zu einer Versammlung (Kongreß) tu Wien
zusammen. Sie konnten aber nicht sogleich einig werden. Kaum hörte Napoleon
davon, als er die Insel Elba verließ und nach Frankreich eilte. Hier wurde er freudig
empfangen und im Jubel nach Paris geleitet.
Schlachten bei Ligny (linji) und Waterloo in Belgien. (16. intb 18. Juni.)
Die Nachricht von Napoleons Rückkehr beseitigte bei den Verbündeten schnell jede Un-
einigkeit, und sie zogen wiederum mit ihren Heeren Frankreich zu. Doch auch Napoleon
rückte an der Spitze seines rasch gesammelten Heeres vor. Am 16. Juni 1815 warf
er sich bei dem Dorfe Ligny mit einem solchem Ungestüm auf die Preußen,
welche von Blücher angefiihrt wurden, daß diese weichen mußten. Zwei Tage später,
am 18. Juni, griff Napoleon die Engländer bei Waterloo an. Wellington, der An-
führer der Engländer, rief zagend: „Ich wollte es wäre Nacht oder die Preußen
kämen." Denn den ganzen Tag wütete die Schlacht ohne Entscheidung. Der Tag
neigte sich bereits, als Blücher mit seinem Heere eintraf, und nun itnirbe der Feind
besiegt, und die Franzosen ergriffen die Flucht. Darauf rückten die Verbündeten
wiederum in Paris ein, und man schloß hter den zweiten Pariser Frieden.
Napoleon aber wurde nach St. Helena, einer einsamen kleinen Insel nn atlantischen
Ocean verbannt, wo er später starb. Preußen erhielt die Hälfte des Königreichs Sachsen,
die Länder zwischen Elbe und Rhein, die Herzogtiimer Jülich und Berg und andere
Gebiete. Fortan bildeten die deutschen Staaten den „deutschen Bund". Am
sogenannten Bundestage zu Frankfurt am Main sollten die Gesandten tinter dem
Vorsitze Österreichs ferner über die Geschicke Deutschlands entscheiden.
40. Friedrich Wilhelm Iv. 1849-61.
Der Landesvater. Als Friedrich Wilhelm Iii. im Jahre 1840 starb, bestieg sein
ältester Sohn als Friedrich Wilhelm Iv. den Thron. Er war ein milder friedliebender
Herrscher, beförderte Künste und Wissenschaften, und sein Volk nannte ihn den „Gerechten."
„Ich und mein Haus wir wollen dem Herrn dienen", war sein Wahlspruch. Das Jahr 1848
brachte ihm indessen bittere Kränkungen; denn ein Aufruhr, der in Frankreich begonnen, verbreitete
sich durch das ganze Preußenlaud. Es kam an einigen Orten sogar zum blutigen Kampfe.
Um sein Volk zufrieden zu stellen, gab der König demselben eine Verfassung, d. i. ein Grund-
gesetz und suchte auf jede Weise dem Lande den Frieden zu erhalten. Man bot ihm die
deutsche Kaiserwürde an; diese lehnte er jedoch ab. Während seiner Regierung erwarb
Friedrich Wilhelm Iv. den Jahdebusen an der Nordsee und legte hier einen Kriegshafen
für die preußische Marine an.
Wohin der König gehört. Auf einer Reise, die der König unternahm, wurde er in
einem Dorfe von der Schuljugend feierlich begrüßt, und ein kleines liebliches Mädchen sagte
ihm ein Gedicht ans. Nach Beendigung desselben lobte der König das Kind und sagte:
„Durch dein Gedicht hast du mich sehr erfreut; aber kannst du mir auch beantworten, was
ich dich fragen werde?" Damit zeigte er dem Kinde eine Apfelsine und fragte: „Wohin ge-
hört das?" „Ins Pflanzenreich" erwiderte das Kind. „Wohin gehört aber das?" fragte
der König weiter, indem er ein Goldstück vorzeigte. „Ins Mineralreich." „Wohin gehöre