1880 -
Danzig
: Axt
- Autor: Krüger, Carl Adolf
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Der deutsch-französische Krieg.
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nun eine bestimmte schriftliche Erklärung des Königs, niemals seine Einwilligung
dazu zu geben, daß ein Hohenzvller den Thran Spaniens besteige. Der König, über
diese freche Zudringlichkeit empört, ließ den Gesandten unverrichteter Dinge abziehen.
Frankreich wütend dariiber, erklärte uns den Krieg.
Vorbereitung zum Kriege und erste Kämpfe. Da verließ der König Ems und
eilte nach Berlin, wo sein getreues Volk ihn mit Begeisterung empfing. Überall er-
klang das Lied: „Die Wacht am Rhein." Deutschland im Norden und Süden war einig,
geyen den Feind unseres Landes in den Krieg zu ziehe::. Der König und seine Getreuen,
Brsmarck und Roon und der „schweigsame Schlachtendenker" Moltke, arbeiteten
Tag und Nacht an den nötigsten Vorbereitungen zum Kriege. Wenige Tage genügten,
und die deutschen Truppen standen 400 000 Mann stark an Frankreichs Grenze. Man
hatte dieselben in 3 Armeen geteilt. Steinmetz führte die erste durch die Rheinprovinz.
Die zweite führte Friedrich Karl durch die Pfalz. Unser Kronprinz aber führte
die dritte und befand sich am Oberrhein. Zwei große französische Heere standen den
Deutschen gegenüber, das eine bei Straßburg unter Mac Mahon, das andere
bei Metz unter Bazaine (basahn). Unser Kronprinz erfocht die ersten Siege bei
Weißen bürg und Wörth im Elsaß über die Franzosen.
Die Kämpfe um Metz, I4.,L6.,18. August I870.General Bazaine zog sich ganz
nach der starken Festung Metz. Hier kam es z:t den furchtbaren Schlachten bei
Courcelles (kurßäl) unter Steinmetz, bei Mars la Tour unter Friedrich Karl
und bei Gravelotte, wo der König selbst den Oberbefehl übernahm. Ueberall
wurden die Franzosen geschlagen und zuletzt die Armee Bazaines in Metz eingeschlossen.
Sie konnte daher nicht mehr im Felde erscheinen.
Schlacht bei Sedan. (30., 31. August, 1. September 1870.) Um Bazaine ans
Metz zu befreien, eilte Mac Mahon mit seinen Truppen herbei. Bei Sedan kan: es
am 30. und 31. August zur heißen Schlacht, in der ans beiden Seiten mit wahrem
Heldenmute gekämpft wurde. Mac Mahon wurde verwundet, und der französische
General v. W impffen übernahm die Führung seinesheeres, bei welchem sich auch
Napoleon befand. Als letzterersah, daß alles verloren war, stellte er sich unserm
Könige als Kriegsgefangener, inden: er demselben seinen Degen überreichte. Mit dem
Kaiser ergab sich das französische Heer von 86000 Mann/Wilhelmshöhe bei Kassel
wurde Napoleon als Aufenthaltsort mrgewiesen.
Der Belagerungskrieg. Die Franzosen fielen nun von Napoleon ab und er-
klärten, Frankreuh sei jetzt eine Republik. Sie meinten, Napoleon sei schuld an
ihrem Unglück. Die Kaiserin Eug enie nmßte fliehen, und die neugewählte Regierung
setzte den Krieg mit großer Beharrlichkeit fort. Inden: ein Teil der deutschen Armee
zur Belagerung von Metz zurückblieb, rückte ein anderer gegen Paris vor. Indessen
ergab sich die belagerte Festung Straßburg und einen Monat später Metz. Hier
wurden 180000 Franzosen kriegsgefangen genommen. Nach vielen Gefechten und
Känlpfen und unsäglichen Beschwerden der deutschen Armee wurde endlich an:
19. Januar 1871 ein Waffenstillstand geschlossen.
Friede und Gründung des deutschen Reiches. Darauf erfolgte endlich der
heiß ersehnte Friedensschluß. Frankreich mußte Elsaß und Lothringen an Preußen
abtreten und anßerden: 4000 Millionen Mark Kriegskosten zahlen. Auch das
„deutsche Reich" wurde neu gegründet, und König Wilhelm I. erhielt für sich und
seine Nachkommen die deutsche Kaiserwürde.