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1. Der kleine Kinderfreund - S. 25

1885 - Leipzig : Amelang
25 32. beit gingen, da kam auch der Siebenschläfer an das Fen- ster, streckte seinen Kopf mit einer gewaltigen Schlafmütze heraus und gähnte. Der Tagedieb rief herüber: „Guten Morgen, Herr Nachbar! Ausgeschlafen ?" Und der Sieben- schläfer gähnte noch einmal und antwortete: „Nicht so recht. Die Kinder haben mich geweckt, als sie in die Schule gingen. Ich wünschte, es wäre gar keine Schule, die macht doch nur Störung im Dorfe!" Der Tagedieb gab ihm Recht und sagte: „Ich bin auch mein lebelang nicht gern in die Schule gegangen. Sie ist doch eigentlich nur da, um die Leute zu plagen. Ich bin groß geworden, ohne viel gelernt zu haben, und wenn ich im Wirtshause sitze, kann ich so gut mitsprechen, wie einer." — „Das ist wahr, Herr Nachbar," sagte der Siebenschläfer; „ich war auch lieber im Bette, als in der Schule. Aber heu- tigen Tages läßt man den Kindern keine Ruhe mehr und straft sogar die Eltern, wenn ihre Kinder die Schule ver- säumen. Ich weiß nicht, was daraus noch werden soll!" Als die beiden so sprachen, da klopfte der Gerichts- diener an das Haus des Tagediebs und rief: „Machet auf, hier ist ein Befehl!" Der Tagedieb erschrak, denn in dem Befehl stand, wenn er seine Schulden nicht in der Zeit von drei Wochen bezahle, so solle ihm Haus und Hof verkauft werden. Er lief also schnell zu seinem Nachbar Siebenschläfer, mit welchem er sich eben erst unterredet hatte. „Nachbar," rief er, „um Gottes willen helft mir! Ich muß ja sonst von Haus und Hof." Der Siebenschläfer gähnte noch einmal und erwiderte dann: „Ja, helfen! Das wollte ich wohl gerne, aber ich kann nicht. Das Geld ist so rar, und wenn ich meine, ich hätte ein paar Thaler, so sind sie schon wieder fort. Wenn es nicht so weit wäre, ich ginge nach Amerika!" Als der Tagedieb von Amerika hörte, fiel ihm ein, dahin könne er auch gehen, und er redete dem Nachbar zu, sie wollten zusammen aus- wandern. Denn er meinte, dort brauche man nicht zu arbeiten und habe doch satt zu essen. Und weil der Sieben- schläfer glaubte, in Amerika brauche man nicht früh aufzu- stehen und werde doch fertig, so war er es endlich zufrieden. Da zogen die zwei, der Tagedieb und der Sieben- schläfer, nach Amerika. Ais sie aber dorthin kamen, wurde ihnen gesagt: „Hier können wir keinen Tagedieb und kei- nen Siebenschläfer brauchen; zieht weiter!" Aber sie könn-
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