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1. Der kleine Kinderfreund - S. 29

1885 - Leipzig : Amelang
29 auch durchgegangen, wenn es nicht ein Bauer aufgehalten hätte, der des Weges kam und eine Kuh vor sich her trieb. Hans suchte seine Glieder zusammen und machte sich wieder auf die Beine. Er war aber verdrießlich und sprach zu dem Bauer: „Es ist ein schlechter Spaß, das Reiten, zumal wenn man auf so eine Mähre gerät, wie diese, die einen herabwirft, daß man den Hals brechen kann; ich setze mich nun und nimmermehr wieder auf. Da lob' ich mir Eure Kuh; da kann einer mit Gemächlichkeit hinterher gehen und hat obendrein seine Milch, Butter und Käse jeden Tag gewiß. Was gab' ich darum, wenn ich so eine Kuh hätte!" — „Nun," sprach der Bauer, „geschieht Euch so ein großer Gefallen, fo will ich Euch wohl die Kuh für das Pferd vertauschen." H^ris willigte mit tausend Freuden ein; der Bauer schwang sich aufs Pferd und ritt eilig davon. 3. Hans trieb seine Kuh ruhig vor sich her und bedachte den glücklichen Handel. „Hab' ich nur ein Stück Brot, und daran wird mir's doch nicht fehlen, so kann ich, so oft mir's beliebt, Butter und Käse dazu essen; hab' ich Durst, so melk' ich meine Kuh und trinke Milch. Herz, was verlangst du mehr?" Als er zu einem Wirts- hause kam, machte er Halt, aß in der großen Freude alles, was er bei sich hatte, sein Mittags- und Abendbrot, rein auf, und ließ sich für seine letzten paar Heller ein halbes Glas Bier einschenken. Dann trieb er seine Kuh weiter, immer nach dem Dorfe seiner Mutter zu. Die Hitze ward drückender, je näher der Mittag kam, und Hans be- fand sich in einer Einöde, die wohl noch eine Stunde dauerte. Da ward es ihm ganz heiß, so daß ihm vor Durst die Zunge am Gau- men klebte. „Dem Ding ist zu helfen," dachte Hans; „jetzt will ich meine Kuh melken und mich an der Milch laben!" Er band sie an einen dürren Baum, und da er keinen Eimer hatte, so stellte er seine Ledermütze unter; aber wie er sich auch bemühte, es kam kein Tropfen Milch zum Vorschein. Und weil er sich ungeschickt dabei anstellte, so gab ihm das ungeduldige Tier endlich mit einem der Hinterfüße einen Schlag vor den Kopf, daß er zu Boden taumelte und eine Zeitlang sich gar nicht besinnen konnte, wo er war. Glück- licherweise kam gerade ein Metzger des Weges, der auf einem Schieb- karren ein junges Schwein liegen hatte. „Was sind das für Streiche!" rief er, und half dem guten Hans auf. Hans erzählte, was vorgefallen war. Der Metzger sprach: „Die Kuh will wohl keine Milch geben? Das ist ein altes Tier, das höchstens noch zum Ziehen taugt oder zum Schlachten." — „Ei, ei." sprach Hans, und strich sich die Haare über den Kopf, „wer hätte das gedacht! Es ist freilich gut, wenn man so ein Tier abschlachten kann; was
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