1885 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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187. 188.
187. Einladung.
Lieber Paul!
Künftigen Sonntag wird in unserm Dorfe ein Erntekranz
gehalten werden, und diesmal gerade in unserm Hause. Du weißt
wohl nicht, was ein Erntekranz ist? Nun, von Blumen ist er nicht
gewunden; aber mehr sage ich nicht, — es ist besser, Du siehst es
selber an und nimmst teil an unserer Freude über den Ernte-
segen.
Am Sonntag, morgens um 6 Uhr, bin ich mit unserm Wagen
vor Eurem Stadtthore, um Dich und einige andere Freunde ab-
zuholen. Es ist freilich ein Bauerwagen mit Strohsitzen und
hat kein herrschaftliches Ansehen; aber dafür hat man auch eine
freiere Aussicht und atmet voller die frische Morgenluft, als wenn
man in einen Kutschkasten eingepackt sitzt. Und fahren wird der
Knecht, daß die Funken stieben; denn er mag nichts von den Fest-
lichkeiten versäumen. Wie freue ick mich schon aufdiemusik! Wie
wollen wir herumspringen! Also morgens 6 Uhr am Stadtthore!
Verschlaf' die Zeit nicht! Dein Freund August.
188, predigt der Garben.
1. Bringet her dem Herrn Ehre und preis! Danket
dem Herrn; denn er ist freundlich, und seine Güte währet ewig-
lich I Er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute; er läßt
regnen über Gerechte und Ungerechte. Aller Augen warten auf
ihn, und er giebt ihnen Speise zu seiner Zeit. Jahrtausende sind
über die Erde gegangen, und jedes Jahr hat Ernten gesammelt
und Speise bereitet. Immer noch deckt der Herr seinen Tisch,
und Millionen werden gesättigt. Seine Güte ist alle Morgen
neu. Darum bringet her dem Herrn Ehre und Preis!
2. 3u Gottes Legen ist alles gelegen. Der
Landmann rührt seine thätige Hand, pflügt den Acker und streuet
Körner in seine Furchen; aber vom Herrn kommt das Gedeihen.
Viele kalte Nächte und heiße Sommertage liegen zwischen dem
Säen und Ernten. Menschenhand kann die Regenwolken nicht
herbeiführen, noch den Hagel abwehren. Der Herr behütet das
Körnlein im Schoße der Erde, behütet die grünende Saat und die
reifende Ähre. An seinem Segen ist alles gelegen.
3. Wohlzuthun und mitzuteilen vergesset
nicht; denn solche Opfergetallen Gott wohu — Wen
der Herr gesegnet hat, der soll auch seine mildehand aufthun, daß
er gleiche dem redlichen Boas, der an der frommen Ruth Barm-
herzigkeit übte. Wohlzuthun und mitzuteilen vergesset nicht.