1885 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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spät. Oder wenn eine Feuersbrunst das ganze Haus
bedroht? Es ist vielleicht schon zusammen gestürzt, ehe
die Leute aus der Umgegend zur Rettung herbei eilen
konnten. Und wie übel ist es schon, daß kein Nachbar
zur Hand ist, den sie um Rat fragen können, der an
ihrer Freude und an ihrem ¡Schmerze Anteil nimmt 1
Denn geteilte Freude ist doppelte Freude, geteil-
ter Schmerz ist halber Schmerz.
Wer darum nicht durch sein Geschäft oder seine
Berufspflicht genötigt ist, für sich allein zu wohnen,
der läßt sein Haus dicht neben andern Häusern erbauen
und sucht mit andern Menschen in eine Gesellschaft
oder Gemeinschaft zu treten. Wenn er dann gute
Nachbarschaft und Freundschaft hält, jedem gewähret,
was recht ist, und sich die goldne Regel merkt: Was
du nicht willst, daß man dir thu', das füg’ auch keinem
andern zu! — dann wird ihm auch die Achtung und
Ehre erwiesen, die ihm gebührt; dann geht man gern
mit ihm um und läßt es ihm an Beistand nicht fehlen,
wenn er dessen bedürftig ist. So sind in unserm Vater-
lande schon seit vielen Jahrhunderten die Dörfer und
Städte entstanden.
Die Dörfer sind klein oder groß; es wohnen wenige
oder viele Menschen darin, in manchen tausend und noch
mehr. Kleinere Dörfer nennt man auch wohl Weiler;
froße Dörfer, in denen sich eine Kirche befindet, heißen
Kirchdörfer. Gewöhnlich ist die Kirche für mehrere
benachbarte Dörfer zugleich bestimmt, die ein Kirch-
spiel ausmachen. Eine Schule ist aber bei uns zu
Lande fast in jedem Dorfe. In manchen Dörfern fallt
uns sogleich auch noch ein schönes, großes Haus in die
Augen, das dem reichen Gutsherrn gehört. Sonst aber
sieht man sich meistens vergeblich nach schönen Häusern
um. Fast alle sind aus Fachwerk erbaut, und zu ihrer
Verzierung ist nicht viel geschehen. Manche sind so
niedrig und klein, daß sie nur Hütten genannt werden
können. Dabei liegen sie unregelmäßig durcheinander
und sind mit Scheunen und Ställen umgeben, deren Dächer
oft noch mit Stroh gedeckt sind. Die Wege, die sich
zwischen den Häusern durchziehen, biegen sich hin und
her; sie sind meistens schmal und nur selten mit Steinen
belegt oder gar gepflastert. Es sind Gassen, keine