1885 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Aufgange der Sonne sieht der Himmel eben so aus. Das ist das
Morgenrot. Viele Leute glauben, das Morgenrot bedeute
schlechtes, das Abendrot gutes Wetter. Daher sagen sie: Morgen-
rot, nasses Abendbrots Abendrot, trocknes Morgenbrot! Allein
Otefe Regel trifft nicht immer zu. Zwischen dem Tage und der Nacht
entsteht die D ä m m e r u n g, und es ist gewiß gut, daß auf den hellen
Tag nicht sogleich die finstre Nacht folgt. In der Dämmerung kann
man nicht gut sehen; deshalb soll man dann nicht lesen, stricken oder
nähen. Man verdirbt sich leicht die Augen. Im Sommer gehen die
Leute am liebsten in der Abenddämmerung spazieren, weil es dann kühl
ist. Es giebt Tiere, welche fast nur in der Dämmerung hervor kommen,
oder wenigstens dann am muntersten sind. Die Eulen fliegen aus ihren
Löchern, die Fledermäuse flattern um die Häuser her, die Maikäfer
schwirren in der Luft; in der Mitte des Sommers sieht man auch
Feuerwürmchen leuchten. Die kleinen Kinder aber gehen meistens schon
in der Dämmerung schlafen.
3.
Wenn es völlig Nacht geworden ist, so erscheinen die Sterne
am Himmel, zuweilen auch der Mond. Dieser macht es gerade wie die
Sonne; er geht im Osten aus, steigt dann im Süden am höchsten
und geht im Westen wieder unter. Sein Schein ist aber viel matter,
als der Sonnenschein; man kann dabei nicht lesen und auch nicht in
die Ferne sehen. Auch ist der Mond nicht immer rund, sondern bis-
weilen nur halbrund, ja manchmal so schmal wie eine Sichel. Wenn
es Vollmond ist, könnt ihr sein Gesicht am besten betrachten. Auch
der Mond kann von Wolken verdeckt werden; dann glänzt bisweilen
der Rand der Wolken wie Silber.
Die Sterne sehen aus wie große Funken, aber sie bewegen sich
nicht so schnell. Einige leuchten viel stärker, als die übrigen; die
hellsten unter ihnen heißen Sterne erster Größe. Die kleinsten kann
man nur bei ganz klarem Himmel sehen, wenn es sonst recht dunkel
ist. Es ist gar lieblich und herrlich, daß der liebe Gott die finstere
Nacht durch die Sterne erleuchtet hat. Fromme Leute betrachten gern
den gestirnten Himmel und denken dabei an Gott, der das ganze
große Heer geschaffen hat. Zählen kann man die Sterne nicht, weil
ihrer zu viele sind und weil sie auch nicht in regelmäßigen Reihen
stehen. Es giebt aber doch Männer, welche jeden Stern kennen und
wissen, an welchem Platze des Himmels er zu finden ist. Auch Kinder
kennen wohl schon den Abendstern, welcher zu Zeiten nicht weit von
der untergegangenen Sonne zu sehen ist. Manchmal steht derselbe
Stern morgens vor Sonnenaufgang am Himmel; dann heißt er
Morgenstern. Wer recht acht gegeben hat, wo Norden ist, der