1885 -
Leipzig
: Amelang
- Autor: Fix, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
259
267.
kaiserlichen Helden zu berichten. Andere freilich hat es in
der langen Reihe der deutschen Kaiser gegeben, die im Streite
mit ihren mächtigen Gegnern unterliegen mußten. Überhaupt
ist in unserm Vaterlande von jeher viel Kampf und Unfriede
gewesen, und gar viele blutige Kriege sind auf seinem Boden
geführt worden.
Das deutsche Reich ist aus dem fränkischen Reiche
hervorgegangen, das außer Deutschland auch noch die Länder
Frankreich und Italien umschlossen hat. Das fränkische Reich
aber ist an die Stelle des römischen Reiches getreten, wel-
ches zur Zeit des Kaisers Augustus fast alle bekannten Län-
der und Völker umfaßte. Daß dieser mächtige Kaiser zur Zeit
der Geburt Christi das ganze Morgenland beherrschte, wissen
wir aus der biblischen Geschichte. Unsere Vorfahren, die alten
Deutschen, welche man auch die Germanen nannte, hat er
ebenfalls unter seine Botmäßigkeit bringen wollen; aber sein
Feldherr Varus ist von Armin oder Hermann, einem
Fürsten vom Stamme der Cherusker, im Teutoburger Walde
aufs Haupt geschlagen worden. Diesem heldenmütigen Befreier
unsers Vaterlandes vom Joche der Römer ist darum im Jahre
1875 auf der Grotenburg bei Detmold ein herrliches Denkmal
gesetzt worden, welches uns daran erinnern soll, daß nur
Einigkeit stark macht. — Späterhin ist das römische
Reich ein zerteiltes und schwaches Reich gewesen, und end-
lich hat es Gott geschehen lassen, daß das weströmische
Reich in der großen Völkerwanderung zu Grunde gegangen ist.
Deutsche Völkerschaften siedelten sich in den Gegenden an,
die bis dahin den Römern unterworfen waren. Sie stifteten
neue Reiche, unter denen eben das fränkische die größte Macht
erlangt hat. Damals, im 6. und 7. Jahrhundert, ist denn auch
das Christentum unter dem deutschen Volke ausgebreitet wor-
den. Christliche Sendboten oder Missionare kamen aus Eng-
land herüber, um das Evangelium zu verkünden; unter diesen
besonders Winfried oder Bonifacius. (Lies Seite 68.) Den
mächtigen Volksstamm der Sachsen aber, welcher unter sei-
nem tapfern Herzog Wittekind zu beiden Seiten der Weser,
zwischen dem Rheine und der Elbe wohnte, hat der große
Kaiser Karl in einem langen, blutigen Kriege gezwungen, das
Christentum anzunehmen. Dieser Kaiser hat vor mehr als
tausend Jahren regiert, von 768 bis 814. Seine Enkel waren
es, die sich im Jahre 843 in die drei Reiche Deutschland,
Frankreich und Italien teilten.
17