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1910 -
Leutkirch
: Bernklau
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Die Sitzungen der Feme waren entweder offene oder geheime; aber auch
die letztern fanden am Hellen Tag unter freiem Himmel statt. Die Feine befaßte
sich meist nur mit todeswürdigen Verbrechen und erkannte nur auf Schuldlosigkeit
oder Tod. Die Ladung erfolgte durch den Fronboten, der den mit dem Siegel der
Feme versehenen Brief an das Haus des Angeklagten anschlug. Dieser konnte sich durch
Eideshelfer aus den anwesenden Freischöffen losschwören. Fand er die vorgeschrie-
bene Zahl dieser Eideshelfer nicht oder wurde er sonst überführt, so wurde das über
ihn gesprochene Urteil alsbald durch den Strang vollzogen. Erschien der Beklagte auf
dreimalige Vorladung innerhalb der festgesetzten Frist nicht, so wurde er für verfemt,
d. h. todesschuldig erklärt. Das Urteil vollzogen die Freischöffen. Sie töteten
den Schuldigen, wo sie ihn trafen. Meist knüpften sie ihn am nächsten Baume auf
und steckten zum Zeichen, daß die Feme ihn gerichtet, ein Messer in den Baum.
Die Macht der Feme wurde so groß, daß sie sich nicht scheute, selbst Fürsten vor
ihren Richterstuhl zu laden.
Ende der Feme. In den Zeiten roher Gewalttätigkeit, des Faustrechts und
des Raubrittertums war die Feme eine Wohltat. Aber die den Freischöffen ein-
geräumte Gewalt führte zu Mißbräuchen und Willkür. Darum erstanden der Feine
viele Gegner. Schließlich wurde sie ganz aufgehoben.
16. Rudolf von Habsburg. 1273—1291.
Wohl. Die traurigen Zustünde im Reiche weckten im ganzen
deutschen Volke das einmütige Verlangen nach einem Herrscher, der
wieder Ordnung schaffen sollte. Im September 1273 traten die
deutschen Fürsten in Frankfurt zur Königswahl zusammen. Erz-
bischof Werner von Mainz lenkte die Wahl auf den Grafen Rudolf
von Habsburg, der seine Besitzungen am Bodensee, in der Schweiz
und im obern Elsaß hatte.
Krönung. Die Nachricht von seiner Wahl empfing Rudolf vor
Basel. Sogleich eilte er zur Krönung nach Aachen. Als nach der
Feierlichkeit die Fürsten zu ihm traten, um sich den Besitz ihrer Länder
bestätigen und sich neu belehnen zu lassen, fehlte es an einem Zepter.
Schnell gefaßt nahm Rudolf ein Kruzifix vom Altar und sagte: „Dieses
Kreuz, das die Welt erlöst hat, wird wohl die Stelle eines Zepters
vertreten." Dieser fromme Sinn des Königs gefiel allen Anwesenden
sehr wohl.
Niederwerfung Ottokars. Rudolf war vor allem bemüht, das
königliche Ansehen in Deutschland wieder herzustellen. Zunächst zog
er gegen Ottokar von Böhmen. Dieser stolze Fürst hatte während
der kaiserlosen Zeit zu seinen Erblanden Böhmen und Mähren auch
Österreich, Steiermark, Kärnten und Kram au sich gebracht und war
so zu großer Macht gelangt. Er hatte selbst nach der Krone gestrebt
und verweigerte dem „armen Schweizergrafen" die Anerkennung