1910 -
Leutkirch
: Bernklau
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Ii. Deutsche Geschichte von 1517 —1815.
1. Die Reformation und Kaiser Karl V.
Bis zum Beginn des 16. Jahrhunderts war Deutschland im
Glauben einig. Es gab nur eine Kirche, die katholische.
Da trat eine Spaltung ein. Ihr Urheber war Martin Luther,
geboren am 10. November 1483 als Sohn eines Bergmanns in Eis-
leben. Er studierte zuerst in Erfurt die Rechtswissenschaft, trat aber
später in das dortige Augustinerkloster ein. Bald wurde er Priester
und Professor an der neugegründeten Universität in Wittenberg.
Der Ablaßstreit. Um diese Zeit verlieh der Papst denjenigen katholischen
Christen, die znm Ausbau der prächtigen Peterskirche zu Rom einen Beitrag
geben würden, einen vollkommenen Ablaß. Sie konnten aber den Ablaß nach der
Meinung der Kirche nur gewinnen, wenn sie ihre Sünden reumütig beichteten mrd
die hl. Kommunion empfingen. Mit der Verkündigung des Ablasses in Deutschland
war der Dominikanermönch Tetzel beauftragt worden. Luther nahm an dessen
Predigten Anstoß und schlug am Vorabeird von Allerheiligen des Jahres 1517
95 Lehrsätze über den Ablaß an die Schloßkirche zu Wittenberg an. In diesen Sätzen
brachte er seine von der kirchlichen Lehre vielfach abweichenden Ansichten über den
Ablaß zum Ausdruck. Sie wurden durch den Druck rasch über ganz Deutschland
verbreitet und riefen große Unruhe im Volk und einen lebhaften Streit unter den
Gottesgelehrten hervor.
Luthers Abfall. Im Verlaufe dieses Streites trug Luther mehr
und mehr Ausichten vor, die mit der kirchlichen Lehre nicht über-
einstimmten. Nach vergeblichen Versuchen, ihn zur Umkehr zu be-
wegen, bedrohte ihn der Papst mit dem Banne, wenn er nicht binnen
60 Tagen Widerruf leiste. Luther aber, anstatt zu widerrufen, ver-
brannte die päpstliche Bulle vor dem Elstertor in Wittenberg. Damit
hatte er sich völlig von der Kirche losgesagt.
Karl V. In Deutschland regierte damals noch Maximilian I.,
ein Herrscher, „weise im Rat, tüchtig in der Tat, rasch zum Handel,
mutig ohne Wandelch Nach seinem Tode 1519 wurde Karl V. ein-
stimmig zum Kaiser erwählt. Karl war der mächtigste Fürst seiner
Zeit. Im Besitze der österreichisch-deutschen Länder, der Niederlande,
Neapels, Spaniens und der in Amerika erworbenen Länder konnte er
sich rühmen, daß in seinen Staaten die Sonne nicht untergehe. Er
lenkte die Geschicke seines Reiches mit Umsicht und Tatkraft. In vier
siegreichen Feldzügen wandte er sich gegen König Franz I. von Frank-
reich, in zwei Zügen gegen die nordafrikanischen Räuber in Tunis
und Algier.
Der Reichstag zu Worms. Im Jahre 1521 hielt Kaiser Karl V.
seinen ersten glänzenden Reichstag zu Worms. Er sah in der Neuerung
Realienbuch. g