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1910 -
Leutkirch
: Bernklau
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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und unentbehrlichste Nahrungsmittel, das tägliche Brot. Aber auch die Herstellung
einer großen Zahl anderer Speisen wird uns durch das Mehl möglich gemacht.
Außerdem sinden die Getreidekörner Verwendung zur Bereitung von geistigen
Getränken, Stärke u. a. Die dürren Halme, Stroh genannt, dienen den mannig-
fachsten Zwecken im Haushalte und im gewerblichen Leben. So erhalten Tau-
sende durch die Verarbeitung aller Teile des Getreides Verdienst und Gewinn.
Von großer Bedeutung ist der Getreidebau besonders dadurch geworden, daß er
einen wohltätigen Einfluß auf die Lebensweise der Völker ausgeübt hat. In frühester
Zeit folgten die Menschen als Jäger durch Wälder und Einöden der Spur des
Wildes, oder sie zogen als Nomaden mit ihren Herden von Weide zu Weide. Eine
feste Wohnstätte gab es da nicht. Erst durch den Anbau des Getreides, das den
größten Teil des Jahres hindurch der menschlichen Pflege bedarf, wurden unsere
Vorfahren „an die Scholle gebunden". Das bewegliche Zelt wurde zur friedlichen
Hütte. Das bebaute Land vermochte eine größere Zahl Bewohner zu ernähren
als die Wildnis, und der Mensch gesellte sich zum Menschen. So entstauben Ge-
meinden und Staaten.
Die Klatschrose oder der Ackermohn.
Einrichtungen der Blüte für den Jnfektenbefuch. Die Klatschrose
gehört zu den bekanntesten Pflanzen des Getreidefeldes. Bei ihrem
Aufblühen fallen die beiden Kelchblätter ab. Dann entfalten sich auf
hohem Stengel die großen, in der Knospe knitterig zusammengelegten
Blumenblätter. Wegen der feuerroten Farbe werden die Insekten
leicht auf die Blüten aufmerksam. In der Mitte der 4 Blumen-
blätter und der zahlreichen Staubgefäße befindet sich der große
Fruchtknoten mit der dachförmigen, strahlig ausgebreiteten Narbe.
Diese bietet den anfliegenden Käferchen einen bequemen Sitzplatz.
Auf dem Grunde der Blumenblätter haben die zahlreichen Staub-
beutel reichlichen Blütenstaub ausgestreut. Beim Besuch der Blüte
werden darum die kleinen Gäste vollständig mit Blütenstaub über-
zogen. Auf diese Weise wird der Blütenstaub von einer Mohn-
pflanze auf eine andere getragen und die Fremdbestäubung gesichert.
Am Abend und bei Regenwetter schließt sich die Blüte des Mohns, um
den Blütenstaub gegen Nüsse, die it)n verderben würde, zu schützen.
Wie der Mohn vor Angriffen der Tiere geschützt ist. Die Klatsch-
rose enthält einen weißen Milchsaft. Dieser verleiht ihr einen bittern
Geschmack und wirkt, in größern Mengen genossen, giftig. Zudem
verbreitet die ganze Pflanze einen widerlichen Geruch. Durch diese
beiden Mittel werden namentlich Weidetiere vom Genusse des
saftigen Gewächses abgehalten. Gegen Schneckenfraß schützen den
Ackermohn noch besonders borstige Haare, mit denen Stengel und
Blätter reichlich besetzt sind.
Realicnbuch^ \7