1910 -
Leutkirch
: Bernklau
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Sprengschuß oder durch das Lämpchen eines Bergknappen, zur
Entzündung gelangen. Dabei entstehen furchtbare Explosionen,
die oft schon Hunderte von Menschenleben vernichtet haben.
Verwendung. Die Steinkohle ist vor allem ein geschütztes Brenn-
material. Ihre Brennkraft ist dreimal größer als die des Buchen-
holzes. Wegen der großen Hitze, die sie beim Brennen entwickelt,
wird sie fast allgemein zum Heizen der Wohnzimmer und Maschinen
verwendet. Manche Handwerker brauchen sie bei Ausübung ihres
Gewerbes. Die Steinkohle gibt aber nicht bloß Wärme, sondern
auch Licht. In den Gasfabriken wird aus ihr das Leuchtgas
gewonnen. Zu diesem Zwecke werden Steinkohlen in tönernen
Röhren unter Luftabschluß zum Glühen gebracht. Das sich hierbei
entwickelnde Gas wird in einen großen Behälter, den Gasometer, ge-
leitet. Die ausgeglühten Kohlen, die zurückbleiben, heißen Koks.
Auch dieser ist als Heizmittel sehr geschätzt.
Entstehung der Steinkohlen. In den Steinkohlenbergwerken findet man hin
und wieder sehr gut erhaltene Pflanzenabdrttcke. Diese zeigen uns, daß die Stein-
kohle pflanzlichen Ursprungs sein muß. Allerdings waren die Gewächse, die
bei ihrer Bildung die Hauptrolle gespielt haben, ganz anderer Art als die jetzt wach-
senden. Es waren riesige, baumartige Farue, Bärlappe und Schachtelhalme, die
auf nassem Grunde in dichten Wäldern beisammenstanden. Bei der damals Hähern
Temperatur und bei der feuchten Beschaffenheit der Luft wuchsen die Pflanzen
rasch empor, starben aber auch bald wieder ab. Auf ihren modernden Resten ent-
falteten wieder iunge Bäume neues Leben, um früher oder später ihren Vor-
gängern ins nasse Grab zu folgen. So entstanden da und dort mächtige Anhäu-
fungen von verfaulten Pflanzenstoffen, ganz so, wie das in unsern seichten stehen-
den Gewässern im kleinen heute noch vor sich geht. Wir nennen diesen Schlamm, der
aus vermoderten Resten von Pflanzen unter Luftabschluß entsteht, Faulschlamm.
Dieser ist um so reichlicher aufgehäuft, je dichter der Pflanzenwuchs in einem Wasser-
becken ist. In den vorweltlichen Sumpfwäldern bildete sich im Lause von Jahr-
tausenden auf dem Grunde des Wassers eine ungeheure Menge Faulschlamm. Wenn
dann durch irgend welche Ursachen, z. B. Senkung des Erdbodens, Einbruch des
Meeres, diese Wälder untergingen, so wurden sie von Sand oder Tonnrassen zu-
gedeckt. Durch den gewaltigen Druck von oben wurde aus dem weichen Schlamm
allmählich eine harte, feste Masse, unsere Steinkohle.
Die Braunkohle. Mit der Steinkohle hat die in verschiedenen
Teilen Deutschlands (Schlesien, Sachsen, Hessen) häufig vorkommende
Braunkohle die Entstehung gemein. Ihre Bildung, gu der
hauptsächlich Nadelbäume beigetragen haben, fällt aber in eine viel
spätere Zeit. Ihre Gewinnung macht weniger Mühe und Unkosten,
weshalb sie ein billigeres Brennmaterial liefert. Gleich der Stein-
kohle brennt sie mit heller, leuchtender Flamme, hinterläßt aber