1910 -
Leutkirch
: Bernklau
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Arten des Tons. Reiner Ton ist die weiße Porzellanerde. Sie wird
zu den verschiedenartigsten Gegenständen des täglichen Gebrauchs und der Kunst
geformt. — Ist die Tonerde durch etwas Eisen, Kalk und Sand verunreinigt, so
heißt sie Topf er ton. Wegen des Eisengehaltes hat dieser gewöhnlich eine gelbe
oder rötliche Färbung. Er liefert das Material für den Hafner, der aus ihm die
verschiedensten Tonwaren formt und brennt. Nach dem Brennen sind aber der-
artige Gefäße sehr porös (Blumentöpfe), weshalb sie das Wasser durchlassen. Um
ihnen die Porosität zu nehmen, werden sie mit einer Glasur überzogen und dann
zum zweitenmale der Gluthitze des Feuers ausgesetzt. — Eine gröbere Tonerde
ist der Lehm. Er ist von verschiedener Farbe und enthält namentlich viel
Sand. Der Hafner braucht ihn beim Aufstellen der Ofen und der Ziegler zur
Anfertigung von Backsteinen und Dachplatten. — Aus kristallisiertem Ton be-
stehen zwei hochgeschätzte, dem Diamant an Härte und Feuer wenig nachstehende
Edelsteine, der tiefblaue Saphir und der blutrote Rubin.
Gr-geschichtliches.
Entstehung der Erdrinde und Bildung der Gebirge. Man darf wohl mit
Sicherheit annehmen, daß unsere Erde vor vielen Jahrtausenden eine glutflüssige
Kugel war. Allmählich erkaltete die Oberfläche der feurigen Erdkugel. Es entstand
eine harte Kruste, die wie ein Mantel das glutflüssige Innere umschloß. Je mehr
aber die feurige Erdmasse sich abkühlte, desto mehr zog sie sich zusammen. Die
feste Erdkruste bekam daher Runzeln wie die Schale eines Apfels, dessen Fleisch
zusammenschrumpft. Manchmal zerbrach auch die Erdrinde beim Einsinken, und es
traten Teile der feuerflüssigen Erdmasse hervor, die sich auf der Oberfläche decken-
förmig ausbreiteten und bald erstarrten. Wir nennen die auf solche Weise entstan-
denen Gesteine D u r ch b r u ch g e st e i n e. Da sie immer als Felsen in großen
Massen auftreten, heißt man sie auch M a s s e n g e st e i n e. Die bekanntesten
Arten sind Granit und Basalt.
Bildung der Meere. Anfänglich war die Erde von einer dichten Gashülle
umgeben. Infolge der fortschreitenden Erkaltung der Erdrinde verdichtete sich der
in ihr enthaltene Wasserdampf. Er verwandelte sich in Regen, der auf die Erde fiel,
die Vertiefungen anfüllte und in den Erdboden eindrang. So bildeten sich die großen
Weltmeere und so entstehen heute noch Quellen und Flüsse. Die aus dem Wasser
hervorragenden Teile bildeten das trockene Land. Nun wirkte auch das Wasser
bei der Gestaltung der Erdoberfläche mit, hier zerstörend, dort ausbauend. Frost
und Hitze, Wind, fließendes Wasser und die brandenden Meereswogen lockerten und
lösten Teile der erstarrten Erdrinde auf. Der Schutt wurde an verschiedenen Stellen,
besonders auf dem Grunde des Meeres, in der Nähe der Küste abgelagert. Durch
den Druck der darüber befindlichen Wassermenge erhärteten die Schlammassen.
So entstanden die S ch i ch t g e st e i n e. Zum Unterschied von den ungeschichteten
Massengesteinen bilden sie immer Lagen oder Platten (Schichten). Vor allem die
Schiefer- und die meisten Sand- und K a l k st e i n e sind Ablagerungen des
Wassers. Diese Bildung von geschichteten Gesteinen erfolgte an den verschiedensten
Stellen. Denn mit dem weitern Zusammenschrumpfen des Erdkerns entstanden