1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Hrsg.: Württembergischer Evangelischer Lehrer-Unterstützungsverein, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Einen offenen Ausstand gegen das wohlgeübte Heer der Römer konnten
die Deutschen nicht wagen, weshalb sie den sorglosen, vertrauensseligen Varus
in die unwirtlichen Moore und wilden Schluchten des Teutoburger
Waldes hineinlockten. Um die Römer von ihren festen Plätzen und sichern
Lagern wegzubringen, mußte sich ein entfernt wohnender Volksstamm an der
Ems empören. Im Jahr 9 n. Chr. brach Varus mit drei Legionen (etwa
20000 Mann) auf, um den Aufstand zu unterdrücken. Armin begleitete
zuerst den römischen Feldherrn, blieb aber bald zurück, um den deutschen
Heerbann zu sammeln und die vereinigten Deutschen gegen die Feinde zu
führen. In dem schluchtenreichen, zerkliifteten Waldgebirge konnte das Römer-
heer nur mühsam vorwärts kommen. Überdies führten die Römer wie im
Frieden viele Wagen und Lasttiere mit sich; Weiber, Kinder und Diener
folgten dem Heere, so daß wenig Ordnung im Zuge war. Die umgehauenen
Baumstämme erschwerten das Vordringen, ein strömender Regen durchweichte
das Erdreich und machte den Boden schlüpfrig, die Waffen waren durchnäßt
und vielfach unbrauchbar. Von allen Seiten wurden die Römer von den
Deutschen umzingelt und mit Pfeilen und Speeren angegriffen, ohne daß sie
sich ernsthaft zur Wehr setzen konnten. In einer dreitägigen Schlacht wurde
das ganze Römerheer vernichtet, und nur wenige Reiter erreichten das feste
Lager an der Lippe. Varus und die angesehensten Führer der Römer stürzten
sich in die eigenen Schwerter, um der Gefangenschaft zu entgehen. Der
Gefangenen harrte ein schreckliches Los. Wer von den Führern noch am
Leben war, wurde den Göttern geopfert. Der größte Teil der Gefangenen
wurde zu Sklaven gemacht, und mancher Römer aus vornehmer Familie
endete sein Leben als Leibeigener bei einem deutschen Bauern. Als Augustus
die Nachricht von dieser großen Niederlage erhielt, rief er aus: „Varus,
gib mir die Legionen wieder!"
Unglück über Unglück brach später über Armin herein. Sein geliebtes Weib
Thusnelda wurde von dem eigenen Vater den Römern ausgeliefert und mußte
zu Rom im Triumphzug einhergehen. Sie hat ihr Vaterland nie mehr gesehen.
Weil Armin eine größere Einheit der deutschen Stämme anstreben, vielleicht auch
seine herzogliche Gewalt in eine königliche verwandeln wollte, fiel er durch das Schwert
der eigenen Stammesgenossen, erst 37 Jahre alt. Das Andenken an den „Befreier
Germaniens" lebte noch lange in Heldenliedern fort. Seit 1875 erhebt sich auf der
Grotenburg bei Detmold das sogenannte „Hermannsdenkmal". Auf dem Schwert steht
die Inschrift: „Deutsche Einigkeit meine Stärke! Meine Stärke Deutschlands Macht!"
4. Einführung des Christentums in Deutschland. Donifatius.
Die Stämme der Deutschen, die östlich von: Rheine wohnten, wurden
durch englische und irische Missionare mit dem Christentum bekannt. Die
ersten Samenkörner des Glaubens wurden durch sie ausgestreut unter den