1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Hrsg.: Württembergischer Evangelischer Lehrer-Unterstützungsverein, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Kolumbus wandte sich Zuerst an Portugal, um die Mittel zur Aus-
führung seines Planes zu erlangen. Nach langem Warten erhielt er endlich
von Spanien drei kleine Schiffe mit 120 Mann Besatzung, mit denen er
ins unbekannte Weltmeer hinaussteuerte. Die Fahrt hatte drei Monate ge-
dauert, aber das ersehnte Land war noch nicht gekommen. Schon wollte
unter der erregten Mannschaft eine Meuterei ausbrechen, da zeigten sich die
ersten Anzeichen von Land. Am Morgen des 12. Oktobers 1492 warf
Kolumbus Anker an einer kleinen, grünen Insel, die von den braunen,
fast nackten Bewohnern Guanahani genannt wurde. Kolumbus, der dieselbe
San Salvador hieß, nahm sie für die Krone Spaniens in Besitz. Nachdem
er noch die Inseln Kuba und Haiti aufgefunden hatte, fuhr er nach Spanien
zurück, wo er mit Jubel empfangen und mit Ehrenbezeigungen überhäuft wurde.
Schon im folgenden Jahr unternahm Kolumbus mit 17 Schiffen seine
zweite Fahrt, die ihn ans die Kleinen Antillen führte. Auf einer weiteren
Reise sah Kolumbus zum erstenmal das Festland von Südamerika. Er
hatte aber so viel unter dem Neid vornehmer Spanier zu leiden, daß er von
dieser Reise sogar in Ketten gebunden zurückgeführt wurde: Zwar erhielt
Kolumbus bald seine Freiheit wieder, worauf er nochmals eine Fahrt nach
Westen unternahm; aber auch auf dieser Reise wurde er von mannigfachem
Mißgeschick betroffen. Ohne Flotte kehrte der Entdecker einer „Neuen Welt"
nach Spanien zurück, weder Dank noch Anerkennung findend.
Kolumbus halte keine Ahnung davon, daß er einen neuen Erdteil aufgefunden
hatte; er hielt das Land für einen Teil Indiens. Die Neue Welt erhielt ihren
Namen nach dem Florentiner Gelehrten Amerigo Vespucci, der an verschiedenen
Entdeckungsreisen teilgenommen und Berichte darüber veröffentlicht hatte. Scharen-
weise fuhren spanische Eroberer und Entdecker über den Ozean hinüber und fanden
die langersehnten Goldländer; mit unmenschlicher Grausamkeit vernichteten sie die
Ureinwohner und brachten die Länder unter spanische Herrschaft. Ströme Goldes
flössen nach Spanien; allein es hat dem Lande keinen Segen gebracht.
14. Die Reformation.
1. Zustand der Kirche vor der Reformation. Durch die Reformation ist der
Ruf: „Reform der Kirche an Haupt und Gliedern!" verwirklicht worden. Die Geist-
lichen waren zum großen Teil unwissend und führten ein sittenloses Leben. Beim
Volke war der einfache, kindliche Glaube selten geworden; die Frömmigkeit
bestand allzusehr in äußerlichen Dingen, wie im Wallfahren, in der
Heiligenverehrung und in Schenkungen an die Klöster. In die kirchliche Lehre hatten
sich manche Irrtümer eingeschlichen. Den unmittelbaren Anstoß zur Reformation
gaben die Mißbräuche bei der Erteilung des Ablasses. Nach der kirchlichen Lehre
konnten den Christen, die ihre Sünden bereuten und bestimmte gute Werke (Beten,
Fasten, Almosengeben) verrichteten, die Kirchenstrafen erlassen, d. h. ein Ablaß
erteilt werden. Keiner verstand den Ablaßhandel so schwungvoll zu betreiben wie
der Dominikanermönch Tetzel, der eine förmliche Taxe aufgestellt hatte und z. B. für