1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Hrsg.: Württembergischer Evangelischer Lehrer-Unterstützungsverein, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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sowie die neun Reichsstädte Hall, Rottweil, Gmünd, Eßlingen, Reutlingen,
Heilbronn, Aalen, Giengen und Weil der Stadt mit einem Zuwachs von
124000 Seelen. Mit der Vergrößerung des Landes war zugleich die Er-
hebung des Herzogs in den Kurfürsten st and verbunden (1803). Die
erworbenen Gebiete erhielten den Namen Nenwürttemberg.
2. Als zwei Jahre später ein neuer Krieg Napoleons mit Österreich
bevorstand, wollte der Kurfürst neutral bleiben. Allein am 2. Oktober 1805
erschien Napoleon unvermutet im Schlosse zu Ludwigsburg und verlangte von
Friedrich eine Entscheidung für ihn oder wider ihn. Um sich und fein Land zu
retten, entschied sich Friedrich nach hartem innerem Kampfe für den Anschluß
an Napoleon und stellte 8000 Mann zur französischen Armee. Schon nach
drei Monaten war der glänzend geführte Feldzug beendigt. Friedrich bekam
Gebiete in Oberschwaben und das Hohenlohifche. Zugleich erhielt er die
Königs würde. Am 1. Januar 1806 ließ Friedrich unter Kanonendonner
und Glockengeläute den Bewohnern der Hauptstadt die Erhebung Württem-
bergs zum Königreich verkündigen. Der König vereinigte Alt- und Neu-
württemberg zu einem einheitlichen Staat; er hob die altwürttembergische
Verfassung auf und errichtete ein Staatsministerium mit sechs Ministern,
die unmittelbar unter dem König standen.
3. Als Mitglied des Rheinbundes mußte König Friedrich alle
Kriegstürme unter Napoleon mitmachen. Im Jahre 1806 kämpften 14000
Württemberger gegen Preußen, 1809 hatten 16 000 an dem Krieg gegen
Österreich teilzunehmen. Dafür erhielt Württemberg in den Jahren 1809
und 1810 neuen Gebietszuwachs durch die Städte Ulm, Lentkirch, Wangen,
Ravensburg, Tettnang, Buchhorn, Crailsheim und durch das Gebiet des
Deutschordens in Mergentheim. Das Königreich Württemberg hatte durch diese
letzten Erwerbungen die Größe von 354 Quadratmeilen mit 1400000 Ein-
wohnern erreicht, während es beim Regierungsantritt Friedrichs 150 Quadrat-
meilen umfaßt und 650000 Bewohner gezählt hatte. — Im Russischen
Feldzug (1812) mußte Württemberg zur „Großen Armee" 15000 Soldaten
stellen. Kaum 1000 Mann sahen die Heimat wieder; die andern fanden
auf den blutgetränkten Schlachtfeldern und den starren Eisgefilden Rußlands
einen frühen Tod. Auch von den 12000 Württembergern, die im nächsten
Jahre gegen die verbündeten Preußen und Russen kämpfen mußten, kamen
nur wenige wieder in ihr Vaterland zurück. In den Jahren 1814 und 1815
nahmen die Württemberger unter der Führung des Kronprinzen Wilhelm
an den Kämpfen gegen Napoleon ruhmreichen Anteil.
4. Im Innern entfaltete König Friedrich eine vielseitige Tätigkeit. Im
ganzen Lande wurde gleiches Maß und Gewicht eingeführt und der Verkehr durch
Anlegung neuer und Verbesserung alter Straßen erleichtert. Der König gründete
das Hüttenwerk zu Friedrichstal, errichtete die Gewehrfabrik zu Oberndorf, legte