Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 70

1881 - Danzig : Boenig
70 gegenbeii ein Mann, dessen Feld hatte gut getragen. Und sein Feld war groß, so daß er eine Menge Roggen in der Scheuer und endlich ans dem Boden hatte. Hoch waren die Preise schon im Herbste. Mit dem Winter und dem Frühjahr stiegen sie immer höher. Mancher Handelsmann klopfte au die Thür des Reichen; mancher Handwerker bettelte, er möchte ihm doch für gutes Geld ein Schesselchen ablassen. Alle aber wurden abgewiesen mit der Antwort: „Ich Habemir einen Schatz gemacht; der Boden wird nicht eher geöffnet, als bis der Scheffel acht Thaler kostet. Da- bei bleibe ich!" Und zum Zeichen hatte er an die Bodenthür eine große, schwarze 8 mit Kohle gemalt. — Der Winter ver- ging, der Mai kam heran; die Preise waren hoch gestiegen; denn das Frühlingswasser hatte großen Schaden gethan. Am 7. Mai kam zu dem Bauer ein armer Leinweber. Sein Gesicht sah vor Hnnger und Gram ans wie graue Leinwand. Er zahlte, damit der reiche Mann Geld sähe, für einen halben Scheffel 3 Thlr. 22 Gr. auf den Tisch. Aber der Bauer sprach: „Euer Aufzählen hilft Euch nichts; der Scheffel kostet 8 Thlr.; das ist mein Satz. Eher thue ich meinen Boden nicht ans." Des Bauers Söhnchen, ein Bürschchen von zehn Jahren, zupfte den Alten am Rock: „Vater, gebt's ihm doch!" Aber der Vater prägte ihm mit einem Rippenstoß andere Grundsätze ins Herz. Der Weber mußte sein Geld zusammenstreichen und heim wan- dern. Den 8. Mai in der Abenddämmerung kam die Zeitung an. Einen Blick hinein, und der Bauer fand, was er finden wollte: „Roggen 8 Thaler." Da zitterten ihm die Glieder vor Freude. Er nahm ein Licht, ging ans den Boden und wollte über- sehen, wie viel er wohl verfahren könnte, und überschlagen, wie groß seine Einnahme wäre. Indem er so durch die Haufen und gefüllten Säcke hinschreitet, strauchelt er und fällt; das Licht fliegt ihm aus der Hand und in einen Hansen Stroh, der da- neben liegt. Ehe er sich aufraffen kann, steht das Stroh in hellen Flammen. Bald hat das Feuer den Dachstuhl und die Dielen ergriffen. Um Mitternacht an demselben Tage, wo der Scheffel Roggen 8 Thaler galt, wo er auf seinen Satz gekommen war, wo er seinen Boden geöffnet hatte, stand er am Schutt- haufen seines ganzen Gutes als ein armer Mann. Ahlfew. 140. Sparsamkeit ist nicht Geiz. Zwei Einwohner eines abgebrannten Dorfes gingen von Ort zu Ort, um milde Gaben für dasselbe einzusammeln. Da kamen sie zu einem großen Bauernhöfe, wo der Bauer eben vor der Thür stand. Er verwies es einem Knechte ernsthaft, daß er die Stricke, woran die Ochsen gespannt waren, über Nacht im Regen
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer