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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 86

1881 - Danzig : Boenig
86 der Esel noch einen tüchtigen Schlag mit dem Hinterfuß; der Hahn aber, der vom Lärmen aus dem Schlaf geweckt und munter geworden war, rief vom Balken herab: „Kikiriki!" Da lief der Räuber, was er konnte, zu seinem Hauptmann zurück und sprach: „Ach, in dem Hause sitzt eine gräuliche Hexe, die hat mich an- gehaucht und mit ihren langen Fingern mir das Gesicht zerkratzt; und vor der Thür steht ein Mann mit einem Messer, der hat mich ins Bein gestochen; und auf dem Hofe liegt ein schwarzes Ungetüm, das hat mit einer Holzkeule auf mich losgeschlagen; und oben auf dem Dache da sitzt der Richter, der rief: „Bringt mir den Schelm her!" Da machte ich, daß ich fortkam. Von nun an getrauten sich die Räuber nicht mehr in das Haus; den vier Bremer Musikanten gefiel's aber so wohl darin, daß sie nicht wieder heraus wollten. Und der das zuletzt erzählt hat, dem ist der Mund noch warm. Brüder Grimm. 165. Der dankbare Löwe. Ein armer Sklave, der seinem Herrn entlaufen war, wurde wieder eingefangen und zum Tode verurteilt. Man brachte ihn auf einen grossen Platz, der mit Mauern um- geben war, und liess einen furchtbaren Löwen auf ihn los. Mehrere Tausend Menschen sahen zu. Der Löwe stürzte grimmig auf den armen Menschen los — blieb aber plötzlich stehen, wedelte mit dem Schweife, sprang voll Freude um ihn herum und leckte ihm dann freundlich die Hände. Die Leute aber verwunderten sich und fragten den Sklaven, wie das komme. Der Sklave erzählte: „Als ich meinem Herrn entlaufen war, verbarg ich mich in eine Höhle der Wüste. Da kam dieser Löwe winselnd zu mir herein und zeigte mir seine Tatze, in der ein scharfer Dorn steckte. Ich zog ihm den Dorn heraus, und von der Zeit an versah mich der Löwe mit Wildbret, und wir lebten in der Höhle friedlich zu- sammen. Bei der letzten Jagd wurden wir von einander getrennt und beide gefangen — und nun freut sich das gute Tier, mich wieder zu finden.“ Alles Volk war über die Dankbarkeit des guten Tieres entzückt und rief laut: „Es lebe der wohlthätige Mensch! Es lebe der dankbare Löwe!“ Der Sklave wurde freige- lassen und reichlich beschenkt. Der Löwe aber begleitete ihn von nun an beständig wie ein zahmes Hündchen, ohne jemand ein Leid zu thun. Die Dankbarkeit kann wilde Tiere zähmen, lass dich, o Mensch, von ihnen nicht beschämen! Christoph v. Schmid.
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