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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 95

1881 - Danzig : Boenig
95 wie die Vöglein so lieblich singen? Du gehst ja für dich hin, als wie zur L-chule, und 's ist so lustig draußen in dem Walde." 2. Rotkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah, wie die Sonne durch die Bäume hin und her sprang, und alles voll schöner Blumen stand, dachte es: Ei! wenn ich der Großmutter einen Strauß mitbringe, der wird ihr auch lieb sein; es ist noch früh, daß ich doch zu rechter Zeit ankomme, — und es sprang in den Wald und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es, dort stünde noch eine schönere, und lief danach und lief immer weiter in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradeswegs nach dem Hanse der Großmutter und klopfte an die Thüre. — „Wer ist draußen?" — „Das Rotkäppchen, ich bringe dir Kuchen und Wein, mach nur auf." — „Drück' nur auf die Klinke," rief die Großmutter, ,,ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen!" Der Wolf drückte auf die Klinke und trat hinein, ohne ein Wort zu sprechen, geradezu an das Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann nahm er ihre Kleider, that sie an, setzte sich ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge vor. Rotkäppchen aber war herumgelaufen nach Blumen, und als es so viel hatte, daß es keine mehr tragen konnte, siel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr. Wie es ankam, stand die Thür auf; darüber verwunderte es sich, und wie es in die Stube kam, sah's so seltsam darin aus, daß es dachte: Ei, du mein Gott! wie ängstlich wird mir's heute zu- mute, und bin sonst so gern bei der Großmutter. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück; da lag die Groß- mutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. ,,Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!" — „Daß ich dich besser hören kann." — „Ei, Groß- mutter, was hast du für große Augen!" — „Daß ich dich besser sehen kann." — „Ei, Großmutter, was hast du für große Hände!" — „Daß ich dich besser packen kann." — „Aber Groß- mutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!" — „Daß ich dich besser fressen kann." Und wie der Wolf das gesagt hatte, sprang er aus dem Bette und aus das arme Rotkäppchen und verschlang es. 3. Wie der Wolf den fetten Bissen im Leibe hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging eben vorbei und dachte bei sich: Wie kann die alte Frau so schnarchen; du ^nußt einmal nachsehen, ob ihr etwas fehlt. Da trat er in die L>tube; und wie er vors Bett kam, so lag der Wolf darin, den er lange gesucht hatte. Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein: Vielleicht hat er die Großmutter gefressen, und ich kann sie noch erretten, und schoß
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