1881 -
Danzig
: Boenig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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ganz zudeckte, und ein entsetzlicher Donner schlug ein.
Als es wieder sich aufgehellt, da waren die reichen Korn-
äcker, grünen Wiesen und Wälder und die Wohnung der
Frau Hütt verschwunden, und überall war nur eine Wüste
mit zerstreuten Steinen, wo kein Grashalm mehr wachsen
konnte; in der Mitte aber stand Frau Hütt, die Riesen-
königin, versteinert und wird so stehen bis zum jüngsten
Tage.
In vielen Gegenden Tyrols, besonders in der Nähe von
Innsbruck, wird bösen und mutwilligen Kindern die Sage
zur Warnung erzählt, wenn sie sich mit Brot werfen oder
sonst Übermut damit treiben. „Spart eure Brosamen,“
heisst es, „für die Armen, damit es euch nicht ergehe wie
der Frau Hütt. Brüder Grimm.
188. Der Wolf und der Mensch.
Der Fuchs erzählte einmal dem Wolfe von der Stärke des
Menschen. Kein Tier, sagte er, könne ihm widerstehen, und
sie müßten List gebrauchen, um sich vor ihm zu retten. Da ant-
wortete der Wolf: ,,Wenn ich nur einmal einen zu sehen bekäme,
ich wollte doch wohl auf ihn losgehen." „Dazu kann ich dir
verhelfen," sprach der Fuchs, ,,komm nur morgen früh zu mir,
so will ich dir einen zeigen."
Der Wolf stellte sich frühzeitig ein, und der Fuchs ging mit
ihm an den Weg, wo der Jäger alle Tage herkam. Zuerst kam
ein alter, abgedankter Soldat. ,,Jft das ein Mensch?" fragte der
Wolf. „Nein," antwortete der Fnchs, „das ist einer gewesen."
Darnach kam ein kleiner Knabe, der zur Schule wollte. „Ist das
ein Mensch?" „Nein, das will erst einer werden." Endlich kam
der Jäger, die Doppelflinte auf dem Rücken und den Hirschfänger
an der Seite. Da sprach der Fuchs zum Wolfe: „Siehst du,
dort kommt ein Mensch, auf den mußt du losgehen; ich aber
will mich fort in meine Höhle machen."
Der Wolf ging nun auf den Menschen los. Der Jäger,
als er ihn erblickte, sprach: „Es ist schade, daß ich keine Kugel
geladen habe," legte an und schoß dem Wolf das Schrot ins
Gesicht. Der Wolf verzog das Gesicht gewaltig; doch ließ er sich
nicht schrecken und ging vorwärts. Da gab ihm der Jäger die
Weite Ladung. Der Wolf verbiß den Schmerz und rückte dem
Jäger doch zuleibe. Da zog dieser seinen Hirschfänger und gab
ihm links und rechts tüchtige Hiebe, daß er über und über blutend
und heulend zu dem Fuchse zurücklief.
„Nun, Bruder Wolf," sprach der Fuchs, wie bist du mit
dem Menschen fertig geworden?" „Ach," antwortete der Wolf,
„so habe ich mir die Stärke des Menschen nicht vorgestellt. Erft