1881 -
Danzig
: Boenig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Kanonenkugel in schnurgerader Richtung und immer in gleicher
Geschwindigkeit fort und fort flöge, so könnte sie doch erst nach
Verlauf non 25 Jahren die Reise von der Erde zur Sonne
machen. Wer vermag aber mit seinen Gedanken die Größe der
Sonne zu umfassen?' Denn der Durchmesser dieser schwebenden
Kugel ist 115 mal so groß als der Durchmesser der Erde, also
beträgt ihre Körpermasse l'/2 Millionen mal so viel als die
Erde. Wäre die Sonne inwendig hohl, so hätte nicht nur unsere
Erde in ihr Raum; auch der Mond, der noch 50,000 Meilen
von uns absteht, könnte darin ohne Anstoß auf- und untergehen;
ja, er könnte noch einmal so weit von uns entfernt sein, als er
ist, und doch ohne Anstoß um die Erde herumspazieren.
Der Mond ist eine große Kugel, die im Weltenraume
schwebt, nicht anders als die Erde und die Sonne. Aber er ist
nur den fünfzigsten Teil so groß als die Erde und etwa 50,000
Meilen von ihr entfernt.
Der Mond empfängt sein Licht von der Sonne, ebenso wie
die Erde. Eine Hälfte seiner Kugel ist erhellt, die nämliche,
welche gegen die Sonne gekehrt ist; die andere ist finster. Da-
mit nun nicht immer die nämliche Hälfte hell und die närnliche
finster bleibe, so dreht sich der Mond um sich selbst; dies ge-
schieht in 29 und einem halben Tage. Eine Folge dieser lang-
samen Bewegung des Mondes um sich selbst ist, daß die eine
Hälfte desselben nahezu 15 Tage von der Sonne beschienen wird;
die andere Hälfte entbehrt eben so lange dieses Licht.
Der Mond bewegt sich um die Erde und zwar so, daß er
ihr stets eine und dieselbe Hälfte zukehrt. Dieselbe ist bald ganz,
bald zur Hälfte, bald garnicht von der Sonne erleuchtet. Daraus
ist leicht anzunehmen, was es mit dem Mondwechsel für eine
Bewandtnis hat. Neumond ist, wenn der Mond zwischen der
Sonne und der Erde steht, aber etwas höher oder tiefer. Als-
dann ist die den Erdbewohnern zugewendete Mondhälfte dunkel.
Der Mond ist für uns während dieser Zeit kaum sichtbar. —
Bald nachher sehen wir ihn in Gestalt einer schmalen Sichel.
Dieselbe nimmt täglich zu, und nach etwa sieben Tagen ist die
der Erde zugewendete Mondhälfte halb erleuchtet. Da hat der
Mond etwa ein Viertel seines Umlaufs vollendet, und man nennt
ihn das erste Viertel. — Die Sichel füllt sich immer mehr.
Endlich sehen wir am Himmel eine kreisrunde, der Sonne ähn-
liche Scheibe. In dieser Gestalt heißt der Mond Vollmond.
Er tritt ein, wenn der Mond auf seinem Kreislauf um die Erde
hinter der Erde steht, also daß die Erde zwischen ihm und der
Sonne schwebt, aber etwas tiefer oder höher. — Bald darauf
nimmt das Licht des Mondes ab, und nach etwa sieben Tagen
ist die der Erde zugewendete Mondhälfte wieder nur halb er-