1881 -
Danzig
: Boenig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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Kriegsmann zu werden. Sogleich ließ er sich nun als Reiter
anwerben. Durch seine Tapferkeit brachte er es schnell zum
Offizier. Er trat in schwedische Dienste und wurde bald Oberst-
lieutenant. Der große Kurfürst erkannte den Wert des tapfern
Derfflinger und berief ihn als General-Wachtmeister in seine
Dienste. Hier fand er vielfach Gelegenheit, sich auszuzeichnen,
und so übertrug ihm endlich der große Kurfürst die höchste mili-
tärische Würde und ernannte ihn zum Generäl-Feldmarschall.
Bei seiner hohen Stellung fehlte es Derfflinger nicht an Neidern.
Einst befand sich an des Kurfürsten Tafel ein französischer Ge-
sandter. Dieser fragte in Derfflingers Gegenwart ganz laut, ob
es wahr sei, daß er einen General habe, der früher Schneider-
geselle gewesen sei. Da erhob sich Derfflinger, schlug an sein
Schwert und sprach: „Der Mann bin ich, und dieses hier ist
die Elle, mit welcher ich die Maulhelden der Länge und Breite
nach messe." Derfflinger überlebte den großen Kurfürsten und
starb in seinem 90. Lebensjahre.
251. Oer erste König in Preussen (1701—1713).
Als der grosse Kurfürst starb, war sein Land grösser
und berühmter als manches Königreich. Sein Sohn und
Nachfolger Friedrich Iii. wollte nun gern die königliche
Würde haben. König von Brandenburg konnte er nicht
werden, denn Brandenburg gehörte zum deutschen Reiche;
aber er besass auch das Herzogtum Preussen, welches nicht
zum deutschen Reiche gerechnet wurde. Da machte er
sich zum Könige in Preussen, und damit war der deutsche
Kaiser zufrieden. Bei der Krönung in Königsberg ging es
hoch und festlich her. Als Friedrich sich und seiner Ge-
mahlin die Königskrone aufsetzte, trug er einen Rock von
Scharlach, mit Gold und diamantenen Knöpfen besetzt,
darüber trug er den königlichen Purpurmantel. Auf präch-
tigen Kissen ruhte die goldene Krone und das goldene
Zepter, an dessen Spitze ein Diamant prangte, der die Erd-
kugel vorstellte. Aber der neue König, nun Friedrich I.
genannt, vergafs auch nicht, vor dem Könige aller Könige
die Kniee zu beugen; unter feierlichem Gottesdienste liess
er sich in der Kirche vom Bischöfe salben. Nach der
Krönung rief alles Volk: „Glück zu dem Könige! Glück
zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!" Es
ging bei der Feierlichkeit auch nicht leer aus. Ein ganzer
gebratener' Ochse, der mit allerhand Wildbret und Geflügel
ausgestopft war, wurde dem Volke preisgegeben. Aus zwei
Adlern sprudelte roter und weisser Wein für jedermann.
Am Abend ergötzte man sich an der glänzend erleuchteten