1881 -
Danzig
: Boenig
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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wie die Geschichte von dem Müller in Sanssouci (Sangßußi)
bezeugt. Seine Zeit teilte er sorgsam ein und nutzte sie aus.
„Nichts sieht dem Tode ähnlicher als Müßiggang!" sagte er.
Um 3 Uhr morgens stand er auf, las Berichte und bemerkte seine
Meinung am Rande, arbeitete mit den Ministern, schrieb Briefe,
gab Bittstellern Gehör und ging auf die Promenade. Bei der
Mittagstafel sprühten Geist und Heiterkeit. Nachmittags empsing
er Gelehrte und Künstler, las oder schrieb. Nach der Abendtafel
ergötzte er sich an der Musik, und erst Mitternacht endete sein
Arbeitstag. Im Mai unternahm er Reisen durchs Land, auf
denen er alles sah, hörte und ordnete. Am liebsten weilte er in
Sanssouci bei Potsdam, und am liebsten verkehrte er mit
gebildeten Franzosen.
Friedrichs letzte Jahre waren freudlos. Noch zweimal hat
er das Schwert gezogen, das erste Mal bei der Teilung
Polens 1772, von dem er Westpreußen erhielt, das zweite Mal
in dem baierischen Erbfolge- oder Kartoffelkriege, um der Er-
oberungslust des österreichischen Kaisers Josef Ii. zu wehren.
Friedrich der Große starb den 17. August 1 786, tief betrauert
in Palästen und Hütten. In der Garnisonkirche zu Potsdam
liegt er begraben. Nach Polack.
257. Der alte Fritz.
Friederikus Rex, der grosse Held,
kam siegreich aus dem Kriegesfeld;
und wenn er durch die Strassen ritt,
so liefen alle Kinder mit.
Sie stellten sich wohl auf die Zeh'n,
den lieben Vater Fritz zu seh'n.
Sie fassten ihn an Pferd und Rock;
doch Vater Fritz erhob den Stock
und sagte lächelnd: „Habet acht,
dass ihr mein Pferd nicht böse macht !'e
Doch einst ein wilder Knabenschwarm
den Kopf ihm machte gar zu warm;
da hat er böse drein geseh'n:
„Wollt ihr wohl gleich zur Schule gell nf
Da sprach ein dicker Bube: „Ach,
heut ist ja Mittwoch Nachmittag!“
Der ganze Chor fiel jubelnd ein:
„Der alte Fritz will König sein,
und weiss nicht mal, dass dieser Frist
des Mittwochs keine Schule istf
Der König stille vor sich lacht
und hat in seinem Sinn gedacht: